Infos zur "AGFA Story" (geschrieben in 2003) von W. Singhoff
Wer war Dipl.-Ing. Werner Singhoff (Juni 2012 †) und welche Funktion hatte er ausgeübt - also wie "wahr" sind seine 70 Seiten über seine Arbeit und seine über 20 Jahre bei AGFA - hier oben drüber ?
Wir haben jetzt 2018 und ich habe in den letzen 10 Jahren eine größere Zahl von Zeitzeugen aus der Radio-, Hifi- und Fernsehtechnik kennengelernt und teilweise ausführlich befragt. Als Autor mit historischen Themen muß man nämlich gut aufpassen, wie das ist - mit der "verklärten Wahrheit der Erinnerung".
Sehr geholfen hatte mir der Nachmittag im Radiomuseum Bremen, an dem sich die alten Radio Bremen Fernsehleute zusammengefunden hatten und mir ausdrücklich das 260-Seiten Buch des alten Technik-Chefs ans Herz gelegt hatten. Das wäre wirklich so gewesen. Sie können das im Fernsehmuseum unter Radio Bremen nachlesen. Bezüglich der Informationen über AGFA hatte ich bereits Kontakte nach Köln zum ehemaligen Chef des AGFA Kassetten- Marketings und kann daher nur bestätigen, die hier zu lesende AGFA Story ist plausibel.
Hier also ein "promotion"- oder auch Werbe-Artikel aus der AGFA - Kundenzeitschrift für die Magnetband-Profis aus 1987, als AGFA noch nicht ein Teil der BASF geworden war.
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1987 - Infos aus Produktion und Technik
Alles für die Praxis aus „Anwendungstechnik Magnetband"
Firmenintern heißt sie schmucklos „Anwendungstechnik Magnetband". In der Praxis hat sie den Auftrag, Kundenwünsche und produktionstechnische Möglichkeiten miteinander zu verbinden. AGFA BAND hat sich dort einmal umgesehen.
Dienstag, 9 Uhr, im Werk Perutz von AGFA-Gevaert in München. Rund um die Uhr läuft hier die Fertigung auf Hochtouren. Produziert werden in München alle Arten von AGFA-Band - von Audio-und Videobändern aller Formate bis hin zu Rohware und Spulentonbändern.
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Werner Singhoff
Dienstag, 9 Uhr, ist auch die Stunde, in der bei Werner Singhoff, dem Leiter der Anwendungs- technischen Abteilung für AGFA-Magnetband- produkte, die wöchentliche Besprechung mit seinen leitenden Mitarbeitern auf dem Programm steht.
Bereits seit zehn Jahren ist der gelernte Diplom-Ingenieur der Fachrichtung Nachrichtentechnik Chef der Hauptabteilung Anwendungstechnik. Organisatorisch in vier Bereiche gegliedert, nehmen hier insgesamt 25 Mitarbeiter unterschied- lichste Aufgaben wahr. Zur Verfügung steht ihnen dabei technisches Gerät, das alle Aufzeichnungssysteme für Audio und Video umfaßt: von der modernen Longitudinal-Digital-Tonaufzeichnung bis zum kleinen Videorecorder.
Die Bandbreite technischer Geräte hat ihren Grund. Denn ähnlich vielfältig sind auch die Aufgaben der Anwendungstechnik: Zunächst bietet sie einen kompletten technischen Service für die Anwender professioneller AGFA-Magnetbandprodukte. Praxisnah werden zum Beispiel Rundfunk- und Fernsehanstalten, Musik- und Fersehaufnahmestudios und Duplikatoren über alles informiert, das ihnen hilft, die Produktqualität der AGFA-Bänder optimal zu nutzen.
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Diese Erfahrungen aus der Praxis fließen zurück ins Werk. Hier arbeitet dann die Anwendungstechnik an der Entwicklung neuer Produkte ebenso mit wie an der laufenden Verbesserung des aktuellen Angebots, entwickelt Vorgaben und formuliert Anforderungsprofile für Erzeugnisse von morgen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit einer ganzen Reihe anderer Bereiche des Unternehmens: mit der Forschungsabteilung, den Entwicklungsingenieuren, den Fertigungsabteilungen und dem Vertrieb.
Dazu gehört auch der Kontakt mit den Fachleuten der Normengremien, der Fachverbände und, natürlich, der Informationsaustausch mit Geräteherstellern.
Aus allen Themenbereichen, die im Alltag der Anwendungstechnik vorkommen, ist an diesem Dienstag in der Abteilungsleiterbesprechung etwas zu erfahren. Die Atmosphäre ist kollegial, man kennt sich, arbeitet schon seit Jahren zusammen.
Werner Singhoff berichtet über Grundsätzliches: über Produktstrategien, über Marktresonanzen und über neue Marktentwicklungen in den USA.
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Gerd Cyrener
(Anmerkung : ehemals BRAUN TG 500 / TG 1000, dann ASC)
Dann gibt Gerd Cyrener, Leiter der Abteilung Produkttechnik, einen aktuellen Überblick. Verantwortlich ist der gelernte Diplom-Ingenieur für die Durchführung genormter und AGFA-spezifischer Messungen an allen Bandtypen der Produktion. In gut ausgestatteten Labors stehen ihm und seinen Mitarbeitern dafür automatisierte und handgesteuerte Meßplätze zur Verfügung.
Heute geht es bei Gerd Cyrener darum, gemeinsam mit den Kollegen des Teams die Anforderungen an einen neuen Bandtyp zu formulieren - zunächst eine interne Spezifikation für ein Entwicklungsprojekt mit der Nummer AT 2754.
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Was dieses leisten kann und leisten muß, dafür gibt es erste Anhaltspunkte: die Vorversuche in den Entwicklungsabteilungen.
Eine Rolle dabei spielen aber auch andere Überlegungen: Die Vorgaben müssen technisch machbar sein, gleichzeitig den Anforderungen der Gerätehersteller genügen, Verbraucherwünsche erfüllen und, auch das, neben Fremdprodukten auf dem Markt bestehen können.
Ein Videoband mit der internen Bezeichnung AT2967VS hat diese Stufe des Anforderungsprofils bereits hinter sich. Es liegt als Produktionsmuster vor, erfüllt jedoch in einem Punkt nicht die vorgegebenen elektroakustischen Merkmale. Gemeinsam werden Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert und festgehalten - in der Praxis werden sich dann die Chemiker der Entwicklungsabteilung des Problems annehmen.
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Rudolf Müller
Rudolf Müller, Mitarbeiter im Technischen Service, berichtet über die internationale Normungsarbeit. Was dabei beschlossen wird, muß rechtzeitig in die Produktplanung einfließen. Und auch dafür gibt es eine Empfehlung der Anwendungstechnik.
Der nächste Punkt: ein Bericht über Feldtests. Ihnen werden alle Produkte unterworfen, ehe sie die Freigabe für die Großproduktion erhalten.
Aktuelles Beispiel: Das Audioband mit der internen Bezeichnung AT4723 hat nach mehrmonatigen Prüfungen im Feld alle Anforderungen erfüllt. Die Typfreigabe für die Großproduktion kann vorbereitet werden.
Erfreuliches ist auch über neue Video-Cassetten zu berichten: Die mechanischen Messungen an einem von der Ingenieurabteilung verbesserten Produktionsmuster erfüllen die technischen Vorgaben. Das Spritzguß-Werkzeug und ein neuer Kunststoff werden für die ersten Feldtests freigegeben.
Auch um Details wie Verpackungsmuster müssen sich die Abteilungen kümmern: Industrielle Anwender hatten für Konfektionierung und Verpackung Verbesserungsvorschläge gemacht. Im Team der Anwendungstechnik werden daraus Vorgaben für eine optimale technische Lösung entwickelt und an die Bereiche Marketing und Produktion weitergegeben.
Andreas Merkel
Die Reihe ist an Andreas Merkel. Der promovierte Physiker leitet den Technischen Service der Anwendungstechnik. Technischer Service - dazu gehören Informations- und Schulungsveranstaltungen für Kunden und Mitarbeiter. Dazu gehört aber auch, daß für individuelle Probleme, die in der Praxis auftauchen, im Rahmen der technischen Möglichkeiten auch individuelle Lösungen gefunden werden. Ein Beispiel: der von AGFA konzipierte Wickelarm für Audio-Schnellkopieranlagen (AGFA BAND 4).
Vor allem Andreas Merkel hat den direkten Kontakt zu den Anwendern und zu weiteren Servicestellen in Deutschland und in aller Welt. Er weiß, was zum Beispiel ein Gerätehersteller von einem Band erwartet. In Einzelfällen werden dann auch technische Spezifikationen erarbeitet, die Kundenwünsche mit den Möglichkeiten von AGFA verbinden.
Kontakt mit den Anwendern bedeutet auch die Produktdemonstration direkt vor Kunden. Die idealen technischen Bedingungen der Meßlabors bei Band-und Produkttechnik haben dazu geführt, daß sich regelmäßig Besucher aus dem In- und Ausland über den Entwicklungsstand und fertige Produkte informieren.
Werner Klein
Wichtigen Anteil an diesen Demonstrationen hat Werner Klein. Er leitet die Mannschaft der Abteilung Technische Kommunikation. Hier entstehen zum Beispiel - im eigenen Studio - Videoproduktionen auf U-matic, die Kunden ebenso wie den eigenen Außendienst über den Qualitätsstandard der AGFA-Produkte informieren helfen. Mal sind es Lehrfilme, die unter der Leitung von Werner Klein entstehen, mal hochqualifizierte Produktinformationen, die im Film technische Zusammenhänge deutlich machen.
Heute, am Dienstag, geht es um das Drehbuch für einen neuen Film. Es liegt verabschiedungsreif vor - die mehrere Wochen dauernde Produktion kann beginnen.
Zur Technischen Kommunikation gehört aber auch vieles, was Kunden in gedruckter Form zur Verfügung gestellt wird: Werner Klein präsentiert neuentwickelte Layouts und bittet die Fachabteilungen um Überprüfung aller Daten-Präzision bis ins Detail.
Wenn, meist gegen 11.30 Uhr, die Sitzung dem Ende zugeht, beginnt für das Team die eigentliche Arbeit. Denn ob Routine oder Spezialanwendung - die Anwendungstechnik muß auf alles eine Antwort haben.
Es gibt weitere einzelne Artikel aus dieser kleinen AGFA professional Zeitung von 1987.
http://www.fernsehmuseum.info/zdf-fernsehstudio-muenchen.html