Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .
. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.
Schall konservieren - ab dem 10. Jahrhundert
Teilweise aus einem alten Buch aus der DDR
über die Entwicklung der Schallaufzeichnung. (Der Autor des Buches war Herr Monse.)
Der Wunsch, eine Maschine sprechen zu lassen, ist schon uralt. Priester, Scharlatane und Marktschreier versuchten ihr Glück auf verschiedensten Wegen und Überlieferungen vermelden, daß der Papst Sylvester um das Jahr 1000 eine sprechende Figur gebaut haben soll. Angeblich wurde Mitte des 13. Jahrhunderts in Köln von einem Dominikanermönch eine sprechende Plastik gezeigt. Doch wie es so ist bei alten Überlieferungen, Genaues weiß man nicht, besonders über das "Wie" ist nichts zu erfahren. Spätere Versuche schlugen fehl, als man probierte, Töne in Kisten oder Röhren aufzufangen und zu konservieren.
In der Blütezeit der Alchimisten im 17. Jahrhundert entstanden die abenteuerlichsten Rezepte, doch positive Ergebnisse blieben aus. Töne konnte man schon erzeugen, es waren aber immer wieder Musikinstrumente, die sie hervorbrachten. Sogar eine Art Tonkonserve gab es schon, mechanische Apparate, Spieldosen und Glockenspiele, mit denen man bestimmte Melodien zu jeder Zeit wiedergeben konnte. Ohne Zweifel waren das Meisterwerke handwerklicher Präzision, über die wir heute noch staunen können, liebevoll gebaut in zum Teil jahrelanger Arbeit. Und doch - Melodien waren es und keine Stimmen, die aus den Apparaten klangen.
Um 1700 war die Physik dann so weit, daß man das Wesen des Schalls als Schwingungsvorgänge erkannte, und Sauveur begründete die moderne Akustik. Mit dem Erkennen dieser Naturerscheinung war man aber nun auf dem Wege zu einem Schallaufnahmegerät kaum weitergekommen. Wie sollte man eine Schwingung, also eine Bewegung, festhalten und reproduzierbar machen, denn jedes »Festhalten« bedeutet doch gerade Aufhalten der Bewegung. Hier war demnach eine verschlossene Tür, zu der es noch keinen Schlüssel gab.
Das Erzeugen von Schwingungen ist leicht, und letztlich sind Instrumente dazu schon in ältesten Zeiten gebaut worden. Nun konnte man die Vorgänge in diesen Instrumenten wissenschaftlich erklären, aber war diese Erklärung nicht zugleich der Beweis für die Unmöglichkeit der Schallkonservierung? Doch halt! Wir wollen nicht dem gleichen Trugschluß zum Opfer fallen wie sicher viele Menschen jener Zeit. Bewiesen war nur die Unmöglichkeit der Aufbewahrung von Schallereignissen nach der alten Methode in Kisten oder Röhren. Es mußten auf Grund der wissenschaftlichen Erkenntnisse gänztlich neue Wege eingeschlagen werden, und dazu war die Tür noch verschlossen. Auch die Arbeit des Mechanikers Faber um 1840, der in eine Statue die genaue Nachbildung des menschlichen Sprechorganismus einbaute und diese Figur mit Hilfe äußerst komplizierter mechanischer Einrichtungen zum »Sprechen« bringen konnte, änderte daran nichts, wenngleich er mit dieser »Sprechenden Türkin« großes Aufsehen erregte. Die entscheidende Möglichkeit der Aufnahme und Wiedergabe war bei dieser Maschine ebensowenig gegeben wie bei allen anderen Versuchen vorher.
Parallel zu diesen Versuchen arbeiteten andere Erfinder daran, den Schall wenigstens einmal aufzuzeichnen. Jedes Schulkind kennt heute den Vorgang, unter einer Stimmgabel mit Stahlstift eine berußte Glasplatte vorbeizuziehen, auf die von der Stiftspitze die Schwingungen als »Kurve« aufgezeichnet werden. Ähnlich arbeiteten die ersten Schallaufzeichnungsgeräte von Weber und später von Scott, die an Stelle der Glasplatte berußte Walzen verwendeten. Scott zeichnete so mit Hilfe einer Membran auch den Klang seiner eigenen Stimme auf, aber eine Wiedergabe der Aufnahme war nicht möglich.
Inwieweit diese Geräte dem Amerikaner Thomas Alva Edison bekannt waren oder ihn gar inspiriert haben, dürfte heute schwerlich noch festzustellen sein. Edison, der seinerzeit auch der elektrischen Glühlampe eine fabrikationsreife Form gegeben hatte und deswegen als eine Art Berufserfinder gilt, war nicht unvermögend und verfügte über genügend Geld, das ihm die Unterhaltung eines kleinen Versuchslabors mit einige Arbeitern gestattete. Dort ließ er nach seinen Angaben eine Maschine bauen, die dem Scottschen Schallaufzeich- nungsgerät sehr ähnlich war. An die Stelle der Rußwalze kam eine Walze mit Stanniolüberzug, in welche eine Stahlnadel an einer Membran die Schwingungen als Vertiefungen eindrückte. Beim Drehen wurde gleichzeitig die Walze seitlich etwas verschoben, und damit entstand durch die Nadel eine Rille, die spiralförmig vom Anfang bis zum Ende der Walze verlief. Setzte man nun nach dem Besprechen der Walze die Nadel wieder an den Rillenanfang, so zwangen die Vertiefungen und Erhebungen in der Furche die Membran zu den gleichen Schwingungsbewegungen wie bei der Aufnahme, sie mußte also das Aufgenommene wiedergeben.
Sicher werden Edisons Arbeiter kaum gewußt haben, was sie da eigentlich bauten, und sie staunten nicht schlecht, als Herr Edison an der Kurbel drehte und dabei gleichzeitig mit schrecklich lauter Stimme das Kindergedicht »Mary had a little lamb« (Mary hatte ein kleines Lamm) deklamierte. Sollte der Alte nicht mehr ganz bei Trost sein? Doch dann stellte er etwas an dem Apparat um, drehte wieder die Kurbel und leise, aber deutlich klangen Edisons Worte aus dem Trichter.
Der Phonograph war geboren
Der Phonograph war geboren und erstmalig die menschliche Stimme aufgenommen und wiedergegeben worden. Edison war Geschäftsmann genug, sich sein Gerät schleunigst patentieren zu lassen. Man schrieb den 30. Juli 1877. Er verstand es außerordentlich gut, seine Erfindung zu popularisieren, wenngleich er auch auf viele Widersacher stieß. Man verschrie ihn als Betrüger und Bauchredner, und manch lustige Begebenheit aus den Kinderjahren des Phonographen ist überliefert. So hatte ein Würdenträger der Kirche die unumstößliche Absicht, ihn zu entlarven.
"Das höchste Geschenk Gottes an den Menschen, seine Stimme, kann unmöglich einer Maschine verliehen werden", so sprach dieser hochwürdige Herr. Er suchte Edison auf, der ihn bereitwillig eine Walze besprechen ließ. Wohlvorbereitet flössen dem Priester eine Anzahl komplizierter biblischer Namen von der Zunge. Nur ihm war die genaue Reihenfolge bekannt, und auch ein hervorragender Gedächtniskünstler hätte seinem rauschenden Wortgeplätscher kaum folgen, geschweige denn alles behalten können. Doch peinlich korrekt, einschließlich aller Versprecher, gab der Phonograph den Fluß seiner Rede wieder - der Herr war von seinem Unglauben kuriert.
Natürlich war dieses Gerät noch unvollkommen, die Kurbel gestattete keinen ausreichenden Gleichlauf, Musikaufnahmen jaulten, und die Spötter blieben nicht aus. Doch schon Ende der 80er Jahre wurden verbesserte Apparate auf den Markt gebracht, bei denen die Stanniolwalze durch eine Wachswalze ersetzt wurde und der Antrieb durch einen Elektromotor erfolgte. Auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main 1891 wurde der verbesserte Edisonsche Phonograph erstmalig in Deutschland gezeigt. Doch dort fand er eine unerwartete Konkurrenz.
In aller Stille hatte Emil Berliner ebenfalls ein Schallaufzeichnungsgerät gebaut, das statt der Walze eine Wachsscheibe aufwies, bei der die Rille spiralig von außen nach innen geführt wurde. Er nannte seine Erfindung Grammophon. Zunächst fanden beide Geräte etwa den gleichen Anklang. Besonders Edisons Reklame verschaffte dem Phonographen große Verbreitung. Von der Popularität zeugt es wohl auch, daß die Salonmaler dieser Zeit sich Motiven mit Phonographen zuwendeten. Langsam setzte sich aber das Grammophon mehr durch. Die Walzen des Phonographen lassen sich nämlich nicht vervielfältigen, und selbst der anspruchsloseste Sänger war bald mit dem Honorar von wenigen Pfennigen je Walze nicht mehr zufrieden. Orchesterstücke auf Walzen waren fast unerschwinglich.
Berliners Grammophonplatten können aber nach Anfertigung einer Matrize auf galvanoplastischem Wege in fast unbegrenzter Zahl kopiert werden. Das geschieht in Pressen mit wesentlich widerstandsfähigerem Material als Wachs. Damit ist ein 200 300-maliges Abspielen möglich, ehe die Platte unbrauchbar wird. Wachswalzen zerkratzen hingegen schon nach wenigen Aufführungen. Einzig als Diktiergerät konnte sich der Phonograph noch längere Zeit halten, weil die Wachswalzen nach vorsichtigem Abhobeln zu neuen Aufnahmen bereit stehen. Berliners Grammophon fand eine Verbreitung, die nur mit der des Radios zu vergleichen ist. Die meisten Menschen begnügten sich dabei mit Wiedergabegeräten, und Amateuraufnahmen blieben auch nach Einführung des elektrischen Aufnahmevorgangs nur wenigen unentwegten Bastlern vorbehalten, weil sie teure und komplizierte Geräte verlangen. Auf den Markt gelangten Schallplattengeräte, die auf der einen Seite wie riesige Musikschränke anmuten, andererseits waren auch in großer Zahl Koffergeräte im Handel.
Aber auch an Versuchen zur Miniaturisierung fehlte es nicht, es gab für die »Party« der 20er Jahre sogar Apparate in Konservendosengröße. Der Aufnahmevorgang war sowohl beim Phonographen als auch beim Grammophon relativ einfach, solange nur einzelne Instrumente oder Sänger akustisch festgehalten werden sollten. Bei größeren Klangkörpern wie Orchester oder Chören erwiesen sich riesige Schalltrichter als notwendig, um wenigstens eine einigermaßen ausreichende Lautstärke bei der Wiedergabe zu erhalten. Daß die großen Trichter nicht zur Verbesserung der Klangqualität beitrugen, sei nur am Rande erwähnt.
Mitte der 20er Jahre brachte die Verwendung elektrischer Schneid-und Abtastdosen noch einmal eine wesentliche Verbesserung der Klangqualität, die schließlich heute in der Mikrorillen-Langspielplatte ihre Krönung gefunden hat. Leider führte das Grammophon für alle Interessenten eigener Aufnahmen in eine gewisse Sackgasse. Amateur-schallplattenaufnahmen sind auch im Verbrauch an Material recht teuer, und die selbstgeschnittene Schallplatte erreicht die Qualität einer durchschnittlichen Rundfunkübertragung auch nicht annähernd. Ob Gelatine,- Decelith- oder Wachsplatte, keine ist so dauerhaft wie eine Industrieschallplatte selbst billigster Fertigung.
Das Magnetische Aufzeichnungssystem (eine DDR Kurzform) :
Der dänische Physiker Valdemar Poulsen ging im Jahre 1898 von der Überlegung aus, daß es möglich sein müsse, nach dem Prinzip des Bellschen Telephons und der Dynamomaschine physikalische Luft-Schallschwingungen nicht nur in elektrische Spannungsschwankungen und wieder in Schallschwingungen umzuwandeln, sondern auch in geeigneter Weise elektromagnetisch festzuhalten und zu reproduzieren. 1900 veröffentlichte er in den »Annalen der Physik« das Prinzip seines Telegraphons. Das Prinzip ist dabei physikalisch gesehen genau dasselbe, wie wir es noch heute bei unseren Bandgeräten vorfinden.
Ein von den Strömen eines Mikrofons erregter Elektromagnet magnetisiert einen vorbei-geführten Stahldraht, der bei der Wiedergabe entsprechende Spannungen in einer Drahtspule induziert, die in einem Telefon hörbar gemacht werden können. Infolge des Fehlens jeglicher Verstärkungsmöglichkeit war die Wiedergab sehr leise. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 erhielt das Telegraphen zwar den »grand prix«, aber es vergingen immerhin rund zwanzig Jahre, bis Dr. Stille seine ersten Erfolge mit dem tönenden Stahldraht verbuchen konnte.
Um 1928 empfahl der Dresdner Pfleumer, ein Gerät zu bauen, das an Stelle des Stahlbandes einen mit einer Eisenverbindung bestrichenen Papierstreifen verwendet. Nach weiteren sieben Jahren gelang dann der Bau einer Anlage, die statt des Papiers eine filmähnliche Unterlage für das Band verwendete. Damit war der Bann endlich gebrochen. Das »Magnetophon war geboren. Seine Wiedergabegüte entsprach völlig der Schallplatte der damaligen Zeit und brachte den Vorteil, daß die Bänder beliebig oft entmagnetisiert und für neue Aufnahmen verwendet werden konnten. Ein gewisses Bandrauschen mußte in Kauf genommen werden, und überdies schlugen alle Versuche zu dessen Beseitigung zunächst fehl.
Ein defekter Verstärker, purer Zufall also, führte nach rund zehn Jahren Dr. von Braunmühl und Dr. Weber zu einem neuen Aufnahmeverfahren, das unter dem Namen Hochfrequenz- vormagnetisierung bekannt wurde. Nun waren Aufnahmen möglich, die vom leisesten Pianissimo bis zum brausenden Fortissimo einer Wagner-Partitur eine Klangqualität gestatten, die man bisher nicht zu erhoffen wagte. Wenn auch leider der 2. Weltkrieg hier wie auf so vielen Gebieten die Entwicklung aufhielt, nach 1945 ging sie weiter und führte endlich zu Heimgeräten bester Qualität, wie wir sie nunmehr kaufen können.
Anmerkung :
Es ist nur eine sehr sehr kurze Story unter Vermeidung jeglicher Nationalitäten und Sternstunden. Pfleumer war übrigens gebürtiger Österreicher und er lebte nur ein Zeit lang in Dresden, war also noch kein vormaliger DDR Bürger.