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Zum Auffrischen und Schmunzeln . . .

. . . sind diese Museums-Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit den Tonband- und den Magnetbandgeräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern, auch dieses.

Nov. 2009 - von Friedrich Sambs
Die VCR Story von Philips und Grundig

Um jede Entwicklung ranken sich "offizielle Verlaut- barungen", also wie die Firmen das gerne gesehen hätten, und viele Legenden und Gerüchte und natürlich auch Wahrheiten, wie es intern und auf dem Markt wirklich zugegangen war. Hier schreibt Friedrich Sambs aus Karlsruhe im Nov. 2009, wie er die VCR Story erlebt hat und heute noch erlebt.

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1971 - Die Anfänge von VCR.

Anfang der 70er Jahre stellte die Firma Philips zum ersten Mal ein Videogerät vor, das an Stelle von Videobändern auf offenen Spulen jetzt mit Cassetten arbeitete. Die Geräte waren von Anfang an für den Farbbetrieb ausgelegt und hatten eine Laufzeit von max. 60 min. VCR wurde in der Anfangszeit auch als "Europa Standard 1!" bezeichnet, sozusagen als Gegenpol für den 1968 festgelegten "Japan Standard 1"  für fernöstliche Videogeräte, vornehmlich mit offenen Spulen.

Der Philips Schwarz-Weiss Recorder LDL 1000, bzw. LDL 1002, der Ende der 60er Jahre als erstes echtes Consumer-Videogerät auf den Markt kam, kann sozusagen als der Vorläufer des VCR Systems gesehen werden.

Zwar wurde dieses recht einfache Gerät noch mit offenen Spulen betrieben, jedoch war die Bauform und Durchmesser des Kopfrads, der Andruckrolle sowie der Audio-Synchronkopf bereits zumindest mechanisch weitgehend identisch. Allerdings war die Spurbreite der Videoköpfe noch größer, was auch eine größere Bandgeschwindigkeit nach sich zog. Der LDL 1000 wurde bereits mit Chromdioxid-Bandmaterial betrieben, erreichte aber nur eine sichtbare Auflösung von nur 2 Mhz. bei einer maximalen Spielzeit von ca. 40 min.

Obwohl Philips das VCR System maßgeblich entwickelte, wurde von Grundig nahezu zeitgleich ein ähnliches Gerät vorgestellt, das ebenfalls nach dem VCR Standard System arbeitete, aber eine Eigenkonstruktion von Grundig war. Das Gerät wurde anfänglich als VR 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt, nach einer technischen Modifizierung aber dann als BK 2000 in den Handel gebracht. Ob vereinzelnt Geräte noch in der Ursprungsversion als VR 2000 in den Handel gelangten, ist leider nicht mehr sicher festzustellen. Diese Gerätegeneration fand mit den leicht modifizierten, aber technisch und optisch weitgehend identischen BK 2500 seinen Abschluss.

VCR steht für "Video Cassette Recording" . . .

. . . . und war nicht nur eine reine Bezeichnung für die Möglichkeit der Bild und Tonaufzeichnung, sondern in erster Linie ein "Formatlogo" ähnlich dem späteren VHS.

Vom VCR System existieren drei Versionen, die sich nur in der Spielzeit unterscheiden, die horizontale Bildauflösung wurde bei den Geräten der zweiten Generation von 2,7 Mhz auf 3 Mhz angehoben, die Bandbreite der Chrominanz war bei allen Gerätegenerationen identisch.  (einzige Ausnahme: Grundig VCR 621 der letzten Generation mit einer Auflösung von 3,3 Mhz.)

VCR Standard: Spielzeit: 60 min (mit BASF SVC 4 73min.)

Bei diesen Format ist zwischen zwei Gerätegenerationen zu unterscheiden, die sich nicht nur in einer weiterentwickelten Technik, besseren Mechanik und einer unterschiedlichen horizontalen Bildauflösung unterscheiden. Nachfolgend einige Beispiele.

Beispiele von Gerätetypen der ersten Generation: (VCR Standard Video- Bandbreite: 2,7 Mhz))

  • Philips N 1500 (von 1972), der "Urvater" aller VCR-Geräte (Bild rechts)
  • Philips N 1501, weitgehend identisch mit dem N 1500, farblich attraktiver und moderner gestaltet, letzte Version des N 1500.

  • Philips N 1470 (Player)
  • Telefunken VR 40 (Philips Technik, gelabelt)
  • Nordmende Video Vision (Philips Technik-gelabelt, geändertes Design)
  • Blaupunkt Videomat Color, Siemens Videocord FM101, Loewe-Opta Optacord 700 (Mechanik von Philips, Elektronik von Loewe-Opta)

  • Grundig BK 2000, BK 2500,

  • Grundig VCR 601 (ein Prototyp von 1978), das einzige professionelle,  tragbare, bzw. batteriebetriebene Gerät der VCR Serie sowie das einzige Gerät der ersten Generation mit einer Bildauflösung von 3 Mhz.

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Es gab auch einige Sonderversionen für Kopierstraßen sowie einen Lizenzbau von osteuropäischen Geräteherstellern (Unitra Magnetowid, Polen), die aber nicht für den osteuropäischen Consumer-Markt vorgesehen waren, auch wurden diese Geräte nicht in den Westen exportiert.

Manche Hersteller, wie z. B. Loewe-Opta oder auch osteuropäische Hersteller wie z.B. Unitra verwendeten für ihre Geräte nur das original Philips-Laufwerk, das Gehäuse und die gesamte Elektronik wurde aber in Eigenregie entwickelt und gefertigt. Besonders hervorzuheben ist dabei das Gerät der Firma Loewe-Opta, das auch von den Firmen Blaupunkt und Siemens in nahezu unveränderter Form gelabelt wurde. Während die Schaltungstechnik von Philips noch weitgehend diskret aufgebaut war, setzten die Entwicklungsingenieure von Loewe bereits sehr früh integrierte Schaltungen in großer Zahl ein. Viele Benutzer behaupten noch heute, dass der Loewe-Opta VCR zuverlässiger im Betrieb war als das Originalgerät N 1500 von Philips.

Die Mechanik des Philips Laufwerks war noch mit etlichen "Kinderkrankheiten" behaftet, so waren Probleme mit dem Seilzug der Trommel-Schwenkmechanik schon damals an der Tagesordnung und bei allen Servicestellen bekannt. Noch heute sind viele Sammler und Techniker mit der Reparatur des störanfälligen Seilzugs dieser VCR Gerätegeneration vor Probleme gestellt, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich zu den bereits bekannten Mängeln noch weitere Alterungsfehler wie gerissene Zahnräder, gedehnte Federn, etc. dazugesellt haben.

Beispiele von Gerätetypen mit einer Luminanzbandbreite von nun 3 Mhz der zweiten Generation: (VCR Standard)

  • Philips N 1502 (ohne AV-Buchse)
  • Philips N 1512 (mit AV-Buchse)
  • Grundig BK 3000 (erste Serie der nachfolgenden Gerätemodelle)
  • Grundig VCR 3500, VCR 3500a (letzte Version)
  • Grundig VCR 621 (mit den "bunten Bedientasten" die letzte Version der Profi-Serie)

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VCR-Longplay (Spielzeit: 2 1/4St.)

Mit VCR long-play war es nun endlich möglich, einen Spielfilm von beispielsweise 90 min ohne Unterbrechung aufzuzeichnen, ohne die Cassette wechseln zu müssen. Bei diesem VCR Weiterentwicklung gab es keine Geräte der ersten oder zweiten Generation, so war z.b. der Philips Recorder N1700 mechanisch bis auf einige wenige Änderungen nahezu gleich wie der N 1502 (VCR-Standard) aufgebaut. Man verwendete also die Technik der VCR-Standard Geräte der zweiten Generation für die Long-play Recorder, dies wurde sowohl bei Grundig wie Philips gleichermaßen gehandhabt.

Technisch gesehen war der Unterschied zwischen VCR Standard und Longplay nicht groß. Die Bandbreite von Luminanz und Chrominanz war im Vergleich zu beiden Unterformaten nicht geändert worden, allerdings wurde die Bandgeschwindigkeit wesentlich herabgesetzt und die Videoköpfe waren nun im Winkel  versetzt (Azimuth Aufzeichnung). Jedoch wurde bei Long-play noch nicht, wie z.b. bei VHS oder Betamax, Spur an Spur geschrieben. Es war zwischen den Spuren noch ein sehr kleiner Zwischenraum, der sogenannte "Rasen" vorhanden. Der Grund lag in der dadurch wesentlich vereinfachten Schaltungstechnik der Chrominanzstufen. Teure und aufwendige Kammfilter waren dadurch nicht notwendig, da der wenn auch sehr schmale Rasen ein Übersprechen ausreichend verhinderte. Dies wirkte sich günstig auf die Produktionskosten der Geräte aus.

Einige Gerätebeispiele für das VCR-long-play System:

  • Grundig VCR 4000
  • Philips N 1700
  • Philips N 1702


Während Philips seine Geräte der Long-play Version ohne AV-Buchse auslieferte (es gab aber einige Geräte, die in Kleinserie mit AV-Buchsen ausgerüstet wurden, diese Geräte wurden dann in N 1710 umbenannt), konnte man bei Grundig zwischen Geräteversionen mit bzw. ohne AV-Satz wählen.
Es gab auch gelabelte Geräte von Metz (Ursprung: Philips) bzw. ITT (Ursprung: Grundig) und es gab sogar Grundig Geräte, die als Philips Recorder gelabelt waren. Diese Geräte sind aber sehr selten.

Einiges zur Technik der VCR Geräte:

Währenddessen Philips das Laufwerk seiner Gerätemodelle selbst in der zweiten Gerätegeneration immer noch riemengetrieben und mit ungeregeltem Bandzug produzierte, können die Grundig Maschinen für die damalige Zeit als sehr innovativ bezeichnet werden. Kopfrad und Capstan waren direktgetrieben, der untere Bandwickelteller war kugelgelagert. Grundig verwendete einen elektronischen Bandzugfühler und stattete seine Geräte mit einer elektronischen Ablaufsteuerung aus. Die Geräte besaßen Kurzhubtasten und hatten einen elektronischen Sendersuchlauf, Recorder von Philips besaßen noch eine rein mechanische Laufwerkssteuerung.

Dennoch waren die Grundig Recorder in der alltäglichen Praxis störanfälliger als die wesentlich einfacher konstruierten Philips Modelle. Der Grund lag in der schwankenden Fertigungsqualität, so waren "kalte Lötstellen" und Kontaktierungsprobleme der Mikroschalter an der Tagesordnung. Es gab sogar Fälle, in denen selbst Grundig manche Fehler der Geräte nicht selbst beheben konnte und dem Kunden ein Austauschgerät zur Verfügung stellte. Trotz dieser Schwächen sind Grundig Recorder bei Firmen, die antiquierte Videobänder digitalisieren, sehr beliebt und werden in vielen Fällen aus gutem Grund den Philips Geräten vorgezogen.

Nachdem ab 1977 nur noch der VCR Long-play in den Fachhandel gelangte, produzierte man dennoch Geräte nach dem VCR Standard zeitgleich weiter. Diese Geräte waren vornehmlich für Schulen und Behörden gedacht, die bereits über ein größeres Archiv mit VCR Standard Cassetten verfügten, das mit Geräten der ersten Generation angelegt wurde. Somit war ein noch ausreichender Bedarf vorhanden, der VCR Standard Recorder der zweiten Generation war für den "normalen Consumer" meist nur noch auf Bestellung erhältlich und wurde z. B. von Grundig nur noch über die professionelle Verkaufsschiene "Grundig electronic" verkauft. Einige wenige Ausnahmen bestätigen hier die Regel.

VCR-SV (Spielzeit 4St.)

Das letzte VCR Unterformat war ein Alleingang der Firma Grundig, die hoffte, mit dem SVR 4004 eine ernsthafte Konkurrenz zu dem damals 1976 frisch eingeführten VHS System darbieten zu können. Der SVR 4004 von Grundig ist das einzige Gerätemodell, das nach diesem Standard ausgelegt war. Philips hatte sich an dieser Entwicklungsstufe nicht mehr beteiligt. Der SVR 4004 bot eine Spielzeit von 4 Stunden mit nur einer Cassette (SVC 4). Auf Grund der weiter reduzierten Bandgeschwindigkeit sowie einer weiteren "Verschmälerung" der Spurbreite der Videoköpfe war es nicht mehr möglich, Videocassetten, die noch für den VCR Standard ausgelegt waren, zu verwenden, es waren Bänder höherer Qualität erforderlich. Die Geräte waren durch einen zusätzlichen Mikroschalter sozusagen "codiert". Legte man eine VCR-Standard Cassette ein, so wurde diese nicht vom Gerät angenommen.

Videocassetten für den SVR 4004 waren als SVC gekennzeichnet und als SVC 1 bis 4 erhältlich. Die Zahl gab dabei die maximale Spieldauer an. SVC Cassetten waren aber abwärtskompatibel, konnten also auch für long-play und VCR-Standard verwendet werden. Einige Hersteller gaben die Spielzeit auf der Cassettenhülle für das jeweilige Format getrennt an.

Für kurze Zeit wurde von BASF auch eine Cassette mit 5 Stunden Spieldauer angeboten, aber schnell wieder vom Markt genommen, da die Laufwerke der Recorder mit dem sehr dünnen Band nicht mehr zurechtkamen und die Zuverlässigkeit dadurch stark zurückging.

Die Elektronik des SVR 4004 war notwendigerweise wesentlich aufwendiger ausgelegt als bei den Vorgängermodellen. Nun wurde wie bei VHS oder Betamax Spur an Spur gelegt, sonst wäre eine Spielzeit von 4 Stunden nicht möglich gewesen. Dies machte aber nun den Einsatz von Chrominanz-Kammfilter unumgänglich, um die Übersprechkomponente der Chrominanz auszuschalten. Dadurch ist die Chromaplatine des SVR 4004 wesentlich aufwendiger aufgebaut als bei VCR Standard oder long-play und mit den Vorgängermodellen, wie z.B. dem VCR 4000 nicht kompatibel. Die Luminanzbandbreite von 3 Mhz wurde aber beibehalten.

Zwar konnte Grundig durch die Markteinführung des SVR 4004 dem VHS-System kaum Paroli bieten, es wurden dennoch etliche Geräte verkauft. Auch heute noch tauchen bei ebay immer wieder Geräte auf, was auf eine doch recht hohe Gesamtstückzahl dieser Geräte schließen lässt. Technisch gesehen war der SVR 4004 der Recorder, der am meisten ausgereift war, jedoch hatte auch dieses Modell unter der schwankenden Fertigungsqualität bei Grundig zu leiden. Die Bandbreite der Benutzer lag von begeisterten Besitzern, die ihr Gerät schon Jahre störungsfrei im Einsatz hatten bis zu Leuten, deren Geräte bereits schon kurz nach dem Kauf mehr in der Werkstatt als in derem Wohnzimmer standen.

Mit dem SVR 4004 fand das VCR System seinen Abschluss und wurde von der europäische Elektronikindustrie durch das Video 2000 System abgelöst. Dieses Videoformat wurde von Grundig und Philips (auch) in Gemeinschaftsarbeit entwickelt.

Der Multistandard-Recorder VCR 5000 . . . .

ein profesioneller mobiler VCR Recorder, auch ein Grundig Prototyp

. . . . - eine Entwicklung, die nie in den Handel kam.
Wer VCR kennt, der weiß, dass von keinem Hersteller ein Gerät angeboten wurde, dass zumindest zwei oder sogar alle drei VCR-Unterformate aufzeichnen, bzw. abspielen konnte. Ein solches Gerät war aber von Grundig geplant und als funktionstüchtiges Labormuster testweise in Betrieb genommen. Dieses Gerät einer Vorserie war in der Lage, VCR Aufzeichnungen nach dem VCR-Standard und long-play Format  wiederzugeben, wurde aber nie in Serie gebaut, bzw. kam nie in den Handel.

Wer sich Grundig VCR Recorder genauer ansieht, kann auch heute noch Indizien dafür finden, dass man offensichtlich kurz vor Produktionsbeginn gestanden haben muss. So sind bei manchen Kopfscheiben bereits zwei weitere Aussparungen für die zusätzlichen Videoköpfe vorhanden, allerdings wurden keine Köpfe bestückt. Bei einigen wenigen Geräten findet man bereits Steckerbezeichnungen mit der Aufschrift "VCR 5000". Das Layout mancher Servo-Platinen ist bereits für den VCR 5000 ausgelegt, aber nicht mit allen Komponenten bestückt worden.

Das Bedienteil vieler VCR 4000 Recorder weist von der Innenseite aus gesehen mehrere Aussparungen für zusätzliche Schalter und Tasten auf, die von außen mit Alublenden abgedeckt wurden. Warum der VCR 5000 in "letzter Sekunde" doch nicht gebaut wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Es wird vermutet, dass Philips die Markteinführung dieses Gerätes aus firmenpolitischen Gründen verhindert hat, genaue Erkenntnisse gibt es darüber aber bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
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