Grundig auf 115 Seiten und voll bunt
Angeblich äußerte sich der Fachhandel euphorisch über die Qualitäten von "Grundig". Überall hatte Grundig Platz 1. Da gab es einen Spruch eines sehr bekannten Marktforschers: Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe. - Wie wahr das klingt.
Das Angebot ist wirklich breit. Die Katalogmacher zählen 140 Produkte. Ja, das könnte stimmen, zähle ich jedes Mikrofon, jeden Lautsprecherfuß und jede CC Kassette mit. Irgendwie stockt es dennoch. Denn nur unter Leidensdruck steigen Hersteller ins Mietgeschäft ein. Und Grundig muß einsteigen. Dafür gibt es ja die Grundig Bank in Nürnberg. Außerdem kann man in solch eine Vermietung einen lukrativen Mehrwert mit einbauen, eine Versicherung zum Beispiel.
Da gab es mal einen Spruch vor langer Zeit: Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Davon abgeleitet kreierte Grundig seinen Spruch:
Der Fachhandel weiß, warum Grundig eine Farbfernseh-Marke Nummer 1 ist.
Doch die damalige Realität war etwas anders. Der Fachhandel konnte es sich gar nicht leisten, kein Grundig zu haben. Die Käufer waren durch diese übermächtigen Grundig Revuen so vorbelastet, die kamen ins Geschäft und wollten einen Grundig Fernseher kaufen. Alleine das war der Grund. Manche geschickten Verkäufer konnten den Kunden von der niedrigen Grundig Marge auf einen hochpreisigen profitablen Loewe Opta oder Wega Fernseher heben.
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Und wieder musste das Modulchassis herhalten.
Inzwischen hatten das die anderen Hersteller auch. Man brauchte ja nur einen Grundig zu kaufen und zu zerlegen. Der Entwicklungs-Ingenieuer wußte auch damals sehr genau, welche Baugruppe welchen Dienst zu erfüllen hatte.
Da entwickelt Grundig ein Diagnose System mit einem Modultester. Das war neu, das hatten die Anderen noch nicht, eben "noch" nicht. Akio Morita, der langjährige Sony Chef schrieb in seinem Buch, Sony hatte auch immer nur eine Galgenfrist von ca. einem Jahr, bis die Anderen (japanischen Wettbewerber) den Wettlauf um oder gegen das dann bereits erfolgreiche Produkt oder Konzept starteten.
Der Grundig Farb-Portable war ein super Produkt und kam daraufhin immer auf den ersten Seiten. Auf der Seite mit dem Secam Adapter sieht man, ui, ist der inzwischen geschrumpft worden.
Weiterhin hat sich die Preisbarometer Spanne nach oben auf 3200.- Mark reduziert. Es tut sich also etwas bei den Preisen.
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Zum BK 2000 Color gesellt sich ein Fernauge
Doch irgendwie ist es wieder nur halbherzig. Es ist (nur!) eine schwarz-weiß Kamera. Die Super-8 Filmer haben sicher (erstmal) nur gelacht. Das war wirklich kein Anreiz für den Umstieg. Und so schwimmen Monat für Monat die Felle weiter weg im Kampf um den Weltmarkt eines Home-Video Monopols.
Die schwarz-weiß Produktlinie wurde endlich auf nur noch 7 Geräte ausgedünnt, der Preiskampf war gnadenlos, sebst für Grundig.
Die Radiorecorder werden immer wichtiger, hier liegt noch Potential. Grundig propagiert für die Bandgeräte dann den Long-Life Tonkopf. Im Jahr 2005 bis 2009 haben wir hier in Wiesbaden Mengen von deutlich älteren Generationen von Grundigs Bandgeräten zerlegt und gereinigt. Keiner der Köpfe hatte nennenswerte Einschliffspuren. Also war das auch nur ein Marketing Spruch.
Auch hier gibts jetzt das TK 545, die neue Hifi Klasse.
Diese Generation von Spulen-Bandgeräten hatte nichts mehr gemein mit den uralten TK40 bis TK46 und den gewaltigen TK320ern bis TK340. Natürlich waren sie jetzt richtig leicht geworden. Aber es war ja auch nichts mehr drinnen. Man nennt das dann "produktions-optimiert". Das Feeling war weg. Die Spulen drehten zwar noch, aber es kam keine Freude mehr auf.
Den eigentlichen Job, den konnten die CC Recorder inzwischen genauso gut. Aber das Ambiente der drehenden Spulen mit dem Stolz auf das eigene Können, das war verloren. Jeder konnte mit einem CC Recorder, vielleicht nicht gerade von Grundig, diese Qualität allemale auf Band = auf Kassette festhalten.
Es tat Grundig mit Sicherheit weh, daß diese Geräte floppten, es floppte damit eine ganze Profitschiene, heute sagt man Profitcenter dazu.
Die Promotion-Fotos waren nach wie vor beeindruckend gut gemacht für damalige Prospekte. Doch im Laden einmal angefasst, aus wars mit dem Kaufrausch. Auch das TK845 war nicht weltbewegend oder irgendwie einzigartig. Drehte sich der Kunde dann um, sah er im Regal ein TEAC Prozzo-Prozzo Bandgerät mit drei Motoren und vielleicht sogar den 26cm Alu-Spulen und Tipptasten und Edelstahl Frontplatte für erstaunlich wenig Geld. Und das wars dann für die Kaufentscheidung.
Damals wurden diese teuren Geräte nicht aufgeschraubt. Dem Kunden hätten bei beiden Innenleben die Haare zu Berge gestanden, was man ihm da angedreht hatte. Das ist heute anders. Ich schaue da rein, immer und überall. Ich wills halt wissen und wertfrei und möglichst objektiv beurteilen können.
Autoradios, da boomt es endlich wieder.
Inzwischen gibt es 12 Produkte im Autoradio-Bereich. Das verdeckt natürlich die Probleme in anderen Bereichen bei den schwarz-weiß Fernsehern, bei den Spulenbandgeräten und den Hifi-Geräten.
Auch die Anzahl der reinen Kofferradios wurde ausgedünnt, denn die Radiorecorder sind auf dem Vormarsch. Der Grundig Satellit 2000 kostet nur noch knapp 800 Mark. 27 Transistoren aber noch kein einziges IC, hat da jemand gepennt ? So steuert man beinhart auf die Null Profit Grenze zu. Hat das keiner gesehen ?
Preiswertes Stereo mit dem RTV 500 sieht wirklich elegant aus. Doch mit 5 Watt ist es nur ein hübsches Radio, kein Renner mehr. Das Kundenvolk mutiert zum Aufsteiger. Überall soll man jetzt aufsteigen, vom Mercedes 180 auf den 230, vom Opel Kadett zum Rekord, vom BMW 1600 zum 5er und so weiter.
Diese von der Werbung so erfolgreich geförderte aber ansonten unseelige Denke prägt sich ein und zwar extrem nachhaltig. Das können wir uns jetzt alles leisten, wird suggeriert. Und da jeder "Popel einen Opel" hat, darf es auch kein Grundig mehr sein, Pioneer oder Onkyo ist in oder Sansui oder Kenwood oder - bei viel Geld - sogar ein Sony.
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Eigentlich hätten bei Grundig alle Alarmglocken schrillen müssen.
Spätestens nach dem Besuch eines deutschen Hifistudios hätte das Grundig Marketing aufwachen müssen. Oder wollte das der inzwischen alte Max nicht ?
1974 stand ich tageweise bei meinem Freund Rainer Pohl in Mainz im Hifistudio und bekam hautnah mit, was denn die Kunden damals interessierte und mit welcher Vorabinformation sie ankamen . . . . und mit welchem Gerät unterm Arm oder auf dem Rollwagen sie wieder gingen. Da waren Grundig Produkte nicht mal im Negativ-Vergleich ein Thema.
Und wenn ich die Ufo Steuergeräte RTV 1020 und RTV 1040 sehe, die waren der jungen Clientel einfach nicht zu vermitteln. Und ich war damals 25 Jahre jung. Und 12 Watt Sinusleistung an 4 Ohm, da haben wir nicht mal mehr gelächelt. Das war dann Karstadt und Hertie Kaufhaus-Ware.
Wer damals noch diese Konzertschränke gekauft hatte, ist mir heute noch schleierhaft. Ein Lichtblick für Grundig war das mit dem Wohlstand gewachsene Sicherheitsbedürfnis, nämlich Überwachungskameras für Zuhause.
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