Sie sind hier : Startseite →  Magazine + Zeitschriften→  "tonband" 2 (Einzelartikel)→  Die Phono-Wirtschaft 1968

Heft 2 • März 1967 • 4. Jahrgang
PHONO TECHNIK - EIN DYNAMISCHER WIRTSCHAFTSZWEIG

Anmerkung : Das hier ist der Stand zum Ende 1965. - Innerhalb der gesamten Konsumgüterbranche der Elektroindustrie nimmt die Phonotechnik nur einen relativ bescheidenen Platz mit rund 10% der Produktion ein (rund 3,1% der Produktion der gesamten Elektroindustrie).

Wenn wir aber berücksichtigen, daß dieser spezielle Fachbereich das gesamte Gebiet der Elektroakustik - mit Ausnahme allerdings von Rundfunk- und Fernsehgeräten - umfaßt, und der Produktionswert in den Jahren 1960 bis 1962 mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit zwischen 650 und 700 Millionen DM lag, in den darauf folgenden Jahren dann aber einen weiteren enormen Aufschwung erzielte (1965 = rund 918 Millionen DM), so dürfte damit die Bedeutung dieses Industriezweiges mit seinen nahezu 40.000 Beschäftigten als ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor treffend charakterisiert sein.

Das Gesamtergebnis für 1966 lag bei Drucklegung zwar noch nicht vor, doch nach den bisherigen Monatsberichten für 1966 kann ein Produktionswert von 960 bis 980 Millionen DM angenommen werden. Damit würde sich die Phonotechnik erstmalig der Milliardengrenze nähern.

Hier steht es - "es ging rauf und runter"

Im Auf und Ab der allgemeinen Konjunkturlage hat sich die Phonotechnik während der letzten 5 Jahre gut behaupten können. Es spricht für die Dynamik der in der Phonotechnik wirkenden Kräfte, wenn man sich kurzfristig den Marktverhältnissen anpaßt, schwerer absetzbare Modelle sofort aus der Produktion herausnimmt und statt dessen alle Kräfte auf neue, erfolgversprechende Entwicklungen konzentriert.

So überrascht es den unbefangenen Laien immer wieder, anläßlich einer Messe oder Ausstellung völlig andersartige Modelle zu sehen, obwohl er doch nach dem letzten Messebesuch mit dem Gedanken nach Hause gegangen war, daß die Technik wohl jetzt den höchsten Grad der Perfektion erreicht habe.

Die unaufhaltsam fortschreitende Transistorisierung

Und doch schreitet die Weiterentwicklung unaufhaltsam und rascher denn je voran. Man betrachte nur einmal die vor einigen Jahren begonnene Transistorisierung der Geräte, die Technik der gedruckten Schaltungen und manch andere technische Entwicklungen, die aus dem modernen Gerätebau einfach nicht mehr wegzudenken sind.

Der Trend zur Miniaturisierung und sogar zur Subminiaturisierung der einzelnen Bauelemente und Schaltteile hat auch in der Phonotechnik Eingang gefunden und trägt im entscheidenden Maße dazu bei, die Geräte kleiner, im Gewicht leichter und damit handlicher sowie vor allem zuverlässiger zu machen.

Eine "moderne" Optik - (meinte man damals)

An der äußeren Form läßt sich diese Entwicklung am deutlichsten erkennen. Tonbandgeräte aus der Produktion Anfang der fünfziger Jahre muten heute bereits als verstaubte Museumsstücke an. Und doch sind seitdem erst 15 Jahre vergangen.

Die Entwicklung der Mikrofone

Mikrofone hatten gegen Ende des letzten Krieges etwa Größe und Gewicht eines Briketts; heute dagegen sind sie bequem am Revers des Anzuges, in Spezialausführungen sogar als Krawattennadel zu tragen. Und dies bei wesentlich gesteigerter Leistung!

Bei der Schallplatte der Diamant als Abtaststift

Noch zur Zeit der Währungsreform gab es nur Metallnadeln zum Abspielen der leicht zerbrechlichen Schellack-Schallplatten. Heute dagegen kennt man nur noch Abtastsysteme mit Saphir oder Diamant als Abtaststift. Sie haben nicht nur eine erheblich größere Lebensdauer, sondern garantieren wegen der in Verbindung mit modernen Tonarmen möglichen geringen Auflagekraft gleichzeitig auch höchste Schonung der modernen Kunststoff-Schallplatte.

Und überall gibt es jetzt "Stereo"

Nicht genug damit: Schallplattenherstellern und Entwicklungsingenieuren der Gerätefirmen ist es Ende der fünfziger Jahre gelungen, dem bisherigen sogenannten monauralen Hören das stereophone Raumklangerlebnis an die Seite zu stellen. Diese Stereo-Technik konnte gerade in den letzten Jahren erheblich verfeinert und zu einer Transparenz der musikalischen Darbietung entwickelt werden, daß sie auch dem verwöhntesten Musikkenner höchsten Genuß zu bieten in der Lage ist. Die Klangfülle und Atmosphäre des Konzertsaales daheim in den vier Wänden zu erleben und zu genießen, ist damit kein vager Werbeslogan mehr.

Hifi und Stereo

Der Sog dieser neuen Entwicklung hat auch die Phonotechnik erfaßt, denn wer einmal sein Hörempfinden auf Stereo „umgeschaltet" hat, möchte diese "Wiedergabetreue" nicht mehr missen.

  • Anmerkung : Das war aber jetzt ein kleiner Flop / Ausrutscher von Karl Breh. In einer anderen Druckschrift und auf den DHFI Platten hat er ausdrücklich "Hifi" (die Wiedergabetreue) und "STEREO" strikt und akribisch getrennt. Nun ja, es kann ja mal vorkommen.


So ist eine ständig steigende Nachfrage nach Musikwiedergabegeräten höchster Qualität - nach HiFi-Geräten - festzustellen. Die Spezialfirmen der Phonotechnik haben diese Tendenz rechtzeitig erkannt und sind dadurch heute in der Lage, Abspielgeräte mit entsprechenden Tonabnehmersystemen, Verstärkern und Lautsprechern anzubieten, die den höchsten Ansprüchen der Musikfreunde gerecht zu werden vermögen.

Jetzt ein paar Produktionszahlen der letzten Jahre

Die große Nachfrage nach hochwertigen Musikwiedergabegeräten spiegelt sich in den Produktionszahlen der letzten Jahre wider.

Ein Blick in die amtliche Produktionsstatistik zeigt, daß der Plattenspieler seit 1959 eine rückläufige Tendenz hatte und 1963 noch nicht einmal die 400.000-Stück-Grenze erreichen konnte (1959 = über 800.000 Stück).

Die verfeinerte Technik sowie gesteigerten Ansprüche der Konsumenten nach HiFi-Geräten haben jedoch hier einen Umschwung eintreten lassen. Bereits 1964 setzte eine 10%ige Produktionssteigerung ein mit dem Ergebnis, daß im vergangenen Jahr wieder über 500.000 Plattenspieler die Fabriken verlassen konnten.

"Man(n)" bevorzugt immer noch den Plattenwechsler (1966 !!)

Der Plattenwechsler hingegen hat sich seit vielen Jahren weiterhin gut behaupten können. Mit Ausnahme der Jahre 1959 und 1962 liegt die Produktion kontinuierlich seit über 10 Jahren bei einer Stückzahl von rund 1 Million pro Jahr. Im vergangenen Jahr allerdings konnte auch hier eine erhebliche Produktionsausweitung in Gang gebracht werden, die bei rund 20% über dem Vorjahresergebnis lag. Eine entsprechende Entwicklung nahm auch der Export, der bei beiden Gerätegruppen z. Z. zwischen 35 bis 40% liegt.

Betrachtung Anfang 1966 - Zur Marktsituation auf dem Audio-Sektor in Deutschland und Japan

Neben der Gerätegruppe „Musikwiedergabe" gehören auch Tonband- und Diktiergeräte in den großen Bereich der Phonotechnik.

Das Diktiergerät hat zwar in den letzten Jahren seinen Produktionsanteil von rund 130.000 bis 140.000 Stück behaupten können, ohne allerdings zu einer erheblichen Produktionserweiterung zu gelangen. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß das Diktiergerät fast ausschließlich zu kommerziellen Zwecken verwandt wird und längst nicht diese vielfältige Verwendungsmöglichkeit finden kann.

Der Fortschritt bei den Tonbandgeräten

Demgegenüber hat der Tonbandgerätesektor in den letzten 5 Jahren eine erheblich größere Expansion erlebt. Von Jahr zu Jahr wurde die Technik verfeinert, bessere Konstruktionen kamen auf den Markt, die Geräte wurden kleiner und handlicher.

Neue Fabriken entstanden mit groß angelegten Montagebändern. Trotz amerikanischer und japanischer Konkurrenz zeigten sich die Exportmärkte für Geräte deutchen Ursprungs sehr aufnahmefähig. Seit Jahren werden zwischen 300.000 und 400.000 Tonbandgeräte jährlich (aus Deutschland) nach Europa und Übersee exportiert (die Gesamtproduktion bezifferte sich in den letzten Jahren auf rd. 700.000 bis 800.000 Geräte).

Über die Anzahl der in den deutschen Haushaltungen in Gebrauch befindlichen Tonbandgeräte lassen sich nur Mutmaßungen anstellen, da es hierüber keine Statistik gibt.

1966 etwa 2,5 Millionen Tonbandgeräte in den Haushaltungen

Unter Berücksichtigung des von Jahr zu Jahr gesteigerten Exports kann geschätzt werden, daß sich zur Zeit etwa 2,5 Millionen Tonbandgeräte in den Haushaltungen befinden, d. h. daß etwa jeder 8. Haushalt über ein solches Gerät verfügt.

Die Durchschnittsrechnung trifft allerdings insoweit nicht ganz zu, als es nämlich viele Tausende von Tonbandamateuren gibt, die für ihr spezielles Hobby mehrere Maschinen verwenden, ferner ist zu bedenken, daß aufgrund des großen „Aktionsradius" eines modernen Tonbandgerätes der Einsatz dieser Geräte auch in Industrie- und Handelsunternehmungen, in der Anwalts-, Steuer- und Arztpraxis ebenso vielseitig erfolgt wie in Forschungsinstituten, Krankenhäusern, Blindenanstalten und Sprachschulen.

Nachträglich gesehen war dies hier ein Wunschdenken

In Industriebetrieben dient das Tonbandgerät für Arbeitsanweisungen wie für die Steuerung bestimmter Arbeitsabläufe. Gekoppelt mit einem Tonbandgerät ist der telefonische Anrufbeantworter heutzutane zu einer unentbehrlichen Hilfe für den modernen Bürobetrieb geworden. Die Anwendungsmöglichkeiten eines Tonbandgerätes sind damit keineswegs erschöpft; es sollte hier nur darauf hingewiesen werden, daß das Tonbandgerät trotz laufend gestiegener Produktionsziffern noch keineswegs in dem Umfange Eingang in den Haushaltungen gefunden haben dürfte, wie es auf den ersten Blick den Anschein erweckt. Ein prozentualer Anteil von vielleicht 5 bis 6% wird sicherlich den Gegebenheiten noch am ehesten Rechnung tragen.

Die große Palette der magnetischen Schallaufzeichnungsgeräte

„audio" heißt „ich höre". Der „Audio-Sektor" ist der industrielle Bereich, der die gesamten magnetischen Schallaufzeichnungsgeräte erfaßt, die man gemeinhin Tonbandgeräte nennt. Von der Qualitätsseite her wird dieser Sektor nach unten durch kleinste japanische Spielzeuggeräte (toy recorders) begrenzt und nach oben durch hochwertige Studiospezialgeräte, die z. B. eine gleichzeitige Aufzeichnung von zehn verschiedenen Sprachen auf einem einzigen Band gestatten.

Auf der Anwendungsseite reicht die Palette über das große Gebiet der Heimtonbandgeräte mit einer Vielzahl von Typen, Betriebsarten und Kassettensystemen über die Klasse der halbprofessionellen und professionellen Geräte für Studios und Sendeanstalten bis zur Gruppe der Spezialgeräte, wie Diktiergeräte, Sprachlehranlagen u. ä.

Da die von den einzelnen Ländern veröffentlichten Produktionsstatistiken, wenn Tonbandgeräte überhaupt ausgewiesen sind, in den seltensten Fällen nach Geräteklassen aufgeschlüsselt werden, steht meist nur eine globale Stückzahl zur Verfügung, die wohl etwas über die Menge, nichts jedoch über die Anzahl der in bestimmten Geräteklassen produzierten Einheiten aussagt.

Und selbst dann, wenn die Import- oder Export-Statistik des jeweiligen Landes aufgeschlüsselte Zahlen enthält, gestatten diese selten einen Überblick über mehrere Jahre. Die einzelnen Geräteklassen werden nämlich innerhalb eines längeren zu betrachtenden Zeitraumes immer wieder unterschiedlichen statistischen Positionen zugeordnet, wie dies zwangsläufig bei Änderung von statistischen Nummer», Hinzufügung oder Weglassung von Untergruppen usw. der Fall ist.

Hier hätte man es sehen können - ein Blick auf Japan

Zeigen wir das am Beispiel Japans, wofür wir die Produktionszahlen der „Japanese Economic Statistics" und die Exportzahlen der japanischen Außenhandelsstatistik zugrundelegen.

Ein Vergleich der deutschen mit der japanischen Tonbandgeräteproduktion der Jahre 1961 bis 1965 zeigt, daß Japan in diesem 5-Jahres- Zeitraum mit 12,4 Millionen produzierten Tonbandgeräten gegenüber nur 3,8 Millionen in der Bundesrepublik weit an der Spitze liegt.

Betrachtet man jedoch parallel dazu die Exportzahlen, dann ist auf einmal klar zu erkennen, daß z. B. 1964 bei einem japanischen Gesamtexport von 4,2 Millionen Tonbandgeräten über 85 Prozent zur Klasse der (billigsten kleinen) Transistorgeräte mit einem Durchschnittspreis von unter 40 DM pro Stück gehören, während in Deutschland in dieser Preisklasse überhaupt keine Tonbandgeräte hergestellt werden.

Doch der Vergleich von Äpfeln mit Birnen war trügerisch

Schon daraus geht also hervor, daß die Tonbandgeräteproduktion in Japan und in Deutschland bisher verschiedene Wege ging. Einerseits in Japan eine Massenproduktion mit einem hohen Anteil billigster Spielzeuggeräte oder einfachster Batteriegeräte und Netzgeräte, andererseits in Deutschland ein relativ hoher Anteil netzabhängiger Heimtonbandgeräte der mittleren und höheren Preisklasse und ein kleinerer Anteil netzunabhängiger Geräte, die fast schon als halbprofessionell bezeichnet werden können.

In der Tat werden einige dieser netzunabhängigen Geräte, obwohl sie ursprünglich als Heimtonbandgeräte gedacht waren, in serienmäßiger Aufmachung oder in etwas abgeänderter Form als Reportagegeräte von Sendern eingesetzt. (frühes Beispiel UHER Report 4000 - am Ende waren es fast 1,5 Millionen Stück)

Noch ein paar hypothetische Betrachtungen des lokalen Marktes

Zur Beurteilung der Marktsituation auf dem Audio-Sektor zählt neben der Produktions-, Import- und Exportstatistik auch die Anzahl der Tonbandgerätebesitzer des jeweiligen Landes.

Dabei muß auf Schätzzahlen zurückgegriffen werden. Nach einer Angabe der „Electric Industries Association of Japan" betrug im Januar 1965 der Bestand an Tonbandgeräten in Japan 2,5 Millionen. Damit haben bei 22,5 Millionen japanischen Haushalten 11 Prozent ein Tonbandgerät.

Die jeweils Großen in Japan und Deutschland

In Japan dürften die drei großen - Matsushita, Sony (mit Tochter Aiwa) - sowie die drei mittelgroßen - Toshita, Sanvo und Crown - und in Deutschland AEG/Telefunken, Grundiq, Philips sowie Loewe Opta, SABA und UHER zusammen jeweils insgesamt 80 bis 90 Prozent, wenn nicht sogar darüber, Anteil auf ihrem heimatlichen Markt haben.

In Deutschland wurden von 1950 bis 1965 von allen Tonbandgeräteherstellern zusammen ca. 250 verschiedene Typen von Heimton- bzw. halbprofessioneüen Geräten gebaut, von denen mehr als 90 Prozent mit den Spulengrößen 8 bis 18 arbeiten.
(Nach Unterlagen der BASF.)

Die Entwicklung von Halbspur zu Viertelspur

Die Vielzahl der zur Zeit von der Industrie angebotenen Gerätetypen mag auf den ersten Blick zwar verwirrend sein, dennoch zeichnen sich gewisse Tendenzen ab, die vom Konsumenten letztlich mitbeeinflußt werden.

Nachdem ursprünglich für den Heimgebrauch nur Halbspurgeräte produziert wurden, gelangten Ende der fünfziger Jahre auch Viertelspurgeräte auf den Markt. Waren es anfangs Geräte mit nur einer Geschwindigkeit, so weisen moderne Tonbandgeräte bis zu vier Geschwindigkeiten auf.

Eine kleine Analyse

Die Situation läßt sich wie folgt analysieren: Bewegte sich noch 1963 die Produktion von Tonbandgeräten mit einer und mit mehreren Geschwindigkeiten etwa auf der gleichen Höhe wie im Jahr zuvor, konnte 1964 die Produktion von Geräten mit einer Geschwindigkeit um rund 10 % gesteigert werden, während bei den Geräten mit mehreren Geschwindigkeiten ein Rückgang von rund 10% eintrat.

Diese Tendenz hat sich auch in den Jahren 1965 und 1966 in besonders starkem Maße fortgesetzt. In beiden Gerätekategorien herrscht seit 1961 das Viertelspurgerät vor.

Die netzunabhängigen Geräte

Besonders an Bedeutung hat in den letzten Jahren das netzunabhängige Gerät gewonnen, was seinen entsprechenden Niederschlag auch in den Zahlen der Gesamtproduktion gefunden hat. Während von 1964 auf 1965 eine Zuwachsrate von rund 30% erreicht werden konnte, belief sich diese 1966 gegenüber dem Vorjahr auf nur 5%.

Elektroakustische Bauteile insgesamt

Schließlich gehören zum dritten Gerätebereich, der - gemessen an der Anzahl der beteiligten Firmen - mit Abstand der größte Sektor ist, sämtliche Hersteller von elektroakustischen Bauteilen.

Hierzu zählen Mikrofone, Verstärker, Lautsprecher, Kopfhörer sowie das unübersehbare Zubehör (wie z. B. Mischpulte, Hörgabeln, Fußschalter, Tonabnehmersysteme, Magnettonköpfe, Telefonadapter usw.). Erst das sinnvolle Zubehör versetzt den Besitzer eines Tonband- oder Diktiergerätes in die Lage, das Gebiet der Elektroakustik in vollendeter Weise zu beherrschen.

So gehören zur weiteren technischen Ausstattung auch magnetische oder dynamische Kristallkleinhörer, Kontaktschnüre, Steuerleitungen, Fernschaltkabel und anderes mehr. Der Produktionswert dieses zahlreichen Zubehörs betrug im Jahr 1965 über 80 Millionen DM und dürfte 1966 noch erheblich darüber liegen.

Ausblick auf die bevorstehende Hannover-Messe

Auf der bevorstehenden Hannover-Messe wird die Phonotechnik wiederum mit einem umfassenden Geräteprogramm vertreten sein. Wohl alle Geräte werden in ihrer modernen Form- und Farbgestaltung und mit vollendeter Technik zweifellos bei Fachhandel und Konsument großes Interesse erwecken. HiFi-Geräte werden hierbei im Mittelpunkt des Angebots aller Spezialfirmen stehen, so daß sich die gesamte Phonotechnik auch auf dieser Messe wiederum starke Impulse für die weitere Zukunft erhofft. K. H.

1966 - DIE MUSIK CASSETTE - ENTWICKLUNG MIT FEHLSTART

Das Vermögen der Schallplatten-Konzerne liegt im Repertoire. Je öfter und je vielseitiger das Repertoire genutzt werden kann, um so mehr Zinsen trägt es.

Die Verbesserung der Schallplatte als Tonträger einerseits und die unter dem Sammelbegriff High Fidelity vollzogene Qualitätssteigerung der Wiedergabe andererseits haben zu einer beachtlichen Umsatzsteigerung der Langspielplatte geführt.

Die Single-Platte hingegen ist im Rückzug begriffen. Diesen Umständen ist es wohl zu verdanken, daß die Schallplattenhersteller, die eigentlich immer etwas allergisch reagierten, wenn von bespielten Bändern die Rede war, sich bereit gefunden haben, dem Tonträger Schallplatte durch bespielte Cassetten selbst Konkurrenz zu machen.

Letzten Endes spielt die Art des verwendeten Kunststoffes eine untergeordnete Rolle, zumindest solange, wie die Schallplattenpressen mit der Herstellung von Langspielplatten restlos ausgelastet sind.

Der Fehlstart mit 2 unterschiedlichen Cassetten

Leider führte die technische Entwicklung von Geburt an zu einem Fehlstart, wie er im Bereich konservierter Musik eigentlich ohne Beispiel ist. Philips gab mit dem Cassetten-Recorder, zu dem auch zunächst aus dem eigenen Repertoire bespielte Cassetten geliefert wurden, den Startschuß. Grundig und Telefunken zogen nach, allerdings mit Geräten, auf denen nicht die Compact-Cassette, sondern nur solche abgespielt werden können, die unter der Bezeichnung DC-International angeboten werden.

  • Anmerkung : Dieser obige Satz ist leider einseitig tendenziös zuungunsten der Musik Industrie. Max Grundig war der sture Bock, der um jeden Preis, auch um den Preis eines Flops - (auch mal) einen eigenen Standard festlegen wollte. Darum kann der angebliche Fehlstart (diesmal) nicht der Musikndustrie angelastet werden.

.

Die Sicht des Käufers spielte bei den Konzernen keine Rolle

Dies führte zu einer aus der Sicht des Käufers grotesken Spaltung des Repertoires:

Musik der Firmen Philips, Amadeo, Barclay, Columbia, Elec-trola, Fontana, Mercury, Metronome, MGM, Odeon, Polydor, Star-Club und Verve wird auf Compact-Cassetten angeboten. Wer jedoch Stars vorzieht, die bei Teldec, RCA Victor, London, Warner Brothers und Reprise unter Vertrag stehen, muß zu Cassetten vom System DC-International greifen, die nur auf Geräten von Grundig, Telefunken und Blaupunkt abspielbar sind. Die Casetten-Geräte von Loewe Opta und Graetz benutzen Philips-Compact-Casset-ten.

Genau genommen führt die Spaltung sogar noch weiter, denn das von Saba herausgebrachte Cassetten-Gerät Sabamobil, das mit einem Mittelwellenempfänger gekoppelt ist, benötigt auch seine eigenen Cassetten, für die das Musikrepertoire von Ariola und Saba zur Verfügung steht.

Für den Käufer eines der erwähnten Cassetten-Geräte ist dieses nur insofern universell verwendbar, als er seinen Musikbedarf selbst über den Rundfunk deckt. Im Hinblick auf bespielte Bänder aber geht ein Riß durchs Repertoire, und je nach Gerät steht ihm die eine oder die andere Hälfte zur Verfügung. Im Zeitalter der Standardisierung sollte dies eigentlich ein unhaltbarer Zustand sein.

Eigentlich war die Cassette als solche zum Erfolg verdammt

Trotzdem darf die bespielte Tonbandcassette stolze Erfolge verbuchen: Die Deutsche Philips gibt an, bis zum Jahresende 1966 mit rund 200 Cassetten-Titeln über 10 Millionen Mark Umsatz erzielt zu haben. Nicht viel anders wird es auf der anderen Seite des „Cassetten-Lagers" aussehen. Das sind erstaunliche Zahlen, die eines auf Anhieb beweisen: Die Musik-Cassette ist ein für die große Masse bestimmter Artikel.

Die Ton-Qualität war anfänglich wirklich miserabel

Die Argumentation ließe sich auch von der Qualitätsseite her zum gleichen Schluß führen. Die Wiedergabequalität bei Cassetten-Geräten gleich welchen Fabrikats und unabhängig vom verwendeten Cassetten-System läßt sich ziemlich genau mit der über einfache Geräte der breiten Konsumklasse wiedergegebenen Mono-Single-Platte vergleichen, wobei uns allerdings der Dynamikumfang der Schallplatte größer erscheint.

Da hatte der Redakteur ernsthaft eine Vision

Zwar ist nicht ausgeschlossen, daß man eines Tages mit Cassetten-Geräten auch in die HiFi-Qualitätsklasse vorstoßen wird, jedoch beim heutigen Stand der Dinge kann hiervon nicht die Rede sein.

  • Anmerkung : Und das dauerte gar nicht lange, nur, es kam aus Japan und nicht aus unseren Breitengraden, und das war so unendlich peinlich.


Cassetten-Geräte sind nicht für passionierte Musikfreunde gedacht, sondern als tragbare, meist netzunabhängige Zweitgeräte für unterhaltsame Musikberieselung im Rahmen der Freizeitgestaltung junger Leute.

Dem trägt auch das derzeit verfügbare Repertoire Rechnung, das vorwiegend Titel der Tanz- und Unterhaltungsmusik enthält. Einige ausgesuchte davon seien nachfolgend kurz besprochen. Red. (und das war allermeist Karl Breh persönlich)

- Werbung Dezent -
© 2003 / 2024 - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - Filzbaden / Germany - Impressum und Telefon - DSGVO - Privatsphäre - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln : Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.