Juli 2009 - Außer, daß uns diese Bänder mit einem feuerroten Ferrari gebracht wurden, es gibt da noch mehr zu berichten.
1945 war bei uns in old Germany alles im Eimer, alles und fast lückenlos. Aufgefundene Zeitzeugenberichte aus der Pfalz schildern, daß viele der Amerikaner aufgrund der gesehenen, unglaublichen katastrophalen Zerstörungen wirklich richtig Hemmungen hatten, auch nur irgend etwas als sogenannte Reparationen mitzunehmen. Bei den vom Krieg stark betroffenen anderen "Siegern", den Engländern und Franzosen, den Tschechen und Jugoslaven und vor allem den Russen, war das anders.
Doch das Wissen haben Sie fast alle nicht gefunden, oder das Augenmerk war vornehmlich auf dingliche Materialien gerichtet. Und so gab es das Wissen und die Technologie der ehemaligen Tonbandfabriken, je eine bei den Russen (Orwo Wolfen), den Engländern (AGFA Leverkusen) und den Franzosen (BASF Ludwigshafen).
Nur die Amis hatten (in Bayern) keine geerbt, hatten aber dennoch auch einen erheblichen Bedarf an Bändern, als sie es gerafft hatten, was da für eine völlig irre deutsche Technik an ihnen Jahre lang vorbei marschiert war. Und der Waren-Austausch zwischen den aufgeteilten Besatzungszonen funktionierte überhaupt nicht, sagte man.
So oder so ähnlich hören sich die Geschichten über die Gründung der Firma Anorgana GmbH 1947/48 in Gendorf / Oberbayern an. Und der Gründer dieser Firma Anorgana war der allen Tonbandhistorikern bekannte Dr. Matthias von der BASF aus Ludwigshafen. Er hatte ab 1934 das Tonband als Band- material zur Reife entwickelt.
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Aufnahmen von 1938 sollen drauf sein.
Nach wie vor kann man auf die Tonbänder nicht "drauf" gucken und erkennen, was da "drinnen" ist. Bei den Schallplatten kann man zumindest sehen, ob Rillen drauf sind. Wir müssen sie also zuerst mal abspielen und überspielen.
Die Genoton Bänder von der Anorgana GmbH wurden laut diverser Quellen von etwa 1948 bis etwa 1956 in Bayern hergestellt. Danach seien die Mitarbeiter wieder zur BASF "zurückgekehrt".
Allein der Dr. Matthias ist in der Bayerngegend verblieben.
(Fr)essen konnte man es nicht, wie alt ist das Band wirklich ?
Wie man ebenfalls unschwer erkennen kann, ist das Band nicht essbar, aber hat sich dennoch gut gehalten. Die Spinne hatte sich sicher vor etwa 50 Jahren verirrt oder verlaufen und hat das mit dem Leben bezahlt.
Die Kartons, die Spulen und das Bandmaterial machen noch einen recht stabilen Eindruck. Die Bobbies sind etwas angelaufen, aber nach 60 Jahren ist das halt so.
Die Bandwickel sind im vorgefundenen Zustand etwas arg unsauber aufgewickelt, nur wollen wir uns nochmal vor Augen halten, was der (wohlhabende) Liebhaber damals überhaupt für Möglichkeiten hatte, solche Bänder abzuspielen. Vom Aufnehmen wollen wir gar nicht erst anfangen.
In Deutschland West gab es 1946 nur noch Reste von Telefunken in Berlin und Hamburg und den umtriebigen Schwaben, Herrn Volllmer. Während Telefunken versuchte, neue Geräte zu bauen und zu verkaufen, flickte Vollmer seine Geräte mit Duldung der Telefunken aus alten Brocken zusammen, damals jedenfalls.
Wie dem auch sei, Magnetbandmaschinen aller Art waren damals sehr rar und extrem teuer. Auch die Bänder waren für Normalos unerschwinglich. Denn die Überlebenden hatten seit April 1945 (oder bereits vorher) immer noch täglich ihren richtigen Hunger.
In den neu eingerichteten Rundfunk-"anstalten", die die Besatzungsmächte auch aus Eigennutz kräftig förderten, zeigten die wenigen deutschen übernommenen Mitarbeiter den unbedarften (und überraschten) "Siegern", wie man mit Magnetophonen professionellen Rundfunk macht.
Der Autor vermutet, zumindest die Engländer und die Franzosen waren gleichermassen überrascht wie die Russen, die ja soetwas überhaupt nicht kannten und die aus den Schützengräben die Tonschreiber mit großen Fragezeichen (auch aus den Frontbunkern) nach Russland "verbrachten". Es gibt frühe Berichte mit Aussagen von sowjetischen Politoffizieren, was das denn nun schon wieder sein soll.
Also mal sehen, was drauf ist.
Auf den Kassetten steht drauf:
- Benny Goodman / Carnegie Hall / 1938
- Lionel Hampton - Stardust + MAN I LOVE
Wir werden also diese Bänder ganz sorgfältig auf unserer modernen Stereo M15 versuchen, wenn das nicht klappt, haben wir noch eine alte Mono M5 mit alter deutscher Schichtlage, aber einem ungeheuren Bandzug. Den müssen wir erst noch reduzieren.
Jetzt kommen noch die ganzen Bilder von diesen seltenen Geschenken, für die wir uns nicht nur hier ganz herzlich bedanken.
Etwas über den / die Künstler auf den Bändern vom Sept. 2002 - Lionel Hampton - Meister des Vibrafons
Eine der letzten großen Persönlichkeiten der Swing-Ära: Zum Tod des Jazzers Lionel Hampton
Er hat den Jazz mit ungehemmter Energie und rauer Eleganz zum Swingen gebracht. Er hat das Vibrafon als treibende Kraft in den Jazz eingeführt. Er war eine der letzten großen Persönlichkeiten der Swing-Ära. Gestern ist Lionel Hampton im Alter von 94 Jahren in New York gestorben.
VON PETER E. MÜLLER / Ein Artikel in der Berliner Morgenpost im Jahre 2002.
Hier ein Auszug:
Wie viel Swing braucht der Jazz? Lionel Hampton hat die Antwort auf diese Frage locker aus dem Handgelenk geschüttelt. Als der Schlagzeuger 1930 in Los Angeles mit Louis Armstrong im Rundfunkstudio war, ermunterte ihn dieser, doch mal das Vibrafon, das in einer Studioecke verstaubte, auszuprobieren.
Das Instrument galt damals eher als Kuriosum, kam allenfalls in Varietes oder auf Rummelplätzen zum Einsatz. Hampton vertauschte die Trommelstöcke mit den Vibrafonschlegeln - und kaum eine Stunde später nahm die Combo „Memories of You" auf, jenes Stück, das dem Vibrafon den Weg in den Jazz ebnete.
Am 12, April 1908 kam Lionel Leo Hampton in Louisville/Kentucky zur Welt, So zumindest steht es in seinem Pass. Vor drei Jahren allerdings bekundete Hampton, sein wirkliches Geburtsdatum sei 1914 gewesen. In Major N. Clark Smiths Chicago Defender Newsboy Band erlernte Hampton das Schlagzeugspiel, trommelte in verschiedensten Formationen, bevor er Ende der zwanziger Jahre eine längere Studio Zusammenarbeit mit Louis Armstrong begann. Der Wechsel vom Schlagzeug zum Vibrafon sei, so sagte er einmal, „das Eingangstor zum elektronischen Zeitalter*' gewesen.
Jazzgeschichte schrieb der umtriebige Entertainer auch 1936, als er zum legendären Quartett von Benny Goodman stieß, in dem der weiße Klarinettist Goodman und der weiße Schlagzeuger Gene Krupa gemeinsam mit dem schwarzen Pianisten Teddy Wilson und dem schwarzen Vibiafomstcn Lionel Hampton auf der Bühne standen,
Schwarz und weiß zusammen auf einer Bühne, das hatte es bis dahin nicht gegeben im von Rassenschranken geteilten Amerika, Die Musik und die Toleranz siegten. Im Januar 1936 hielt der schwarz-weiße Jazz mit dem Benny Goodman Quartet Einzug in die ehrwürdige Carnegie Hall.
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