BASF MITTEILUNGEN FÜR ALLE TONBANDFREUNDE Nr.6
Das ist das zweit uns vorliegende quadratische BASF Heftchen vermutlich aus dem Frühjahr 1956. Mache Geschichten erscheinen uns heute in 2017 beinahe schon als trivial blöde, doch vor 60 Jahren gingen die Uhren noch anders. Die jungen Väter staunten, was es da alles gab und daß man die Stimmchen der Nachkommen "auf ewig" abspeichern konnte. Da war unglaublich neu und aufregend und für manche Väter sogar spannend.
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Das Editorial von Heft 6 (diesmal ohne Überschrift)
Die letzte Ausgabe (Nummer 5) unserer „BASF-Mitteilungen für alle Tonbandfreunde" fand ein erfreuliches Echo. Nicht nur, daß uns viel mehr Anforderungskarten zugingen, als wir zu hoffen gewagt hatten. Wir bekamen tagtäglich aufschlußreiche Zuschriften und Berichte über die Verwendung von MAGNETOPHON-Band BASF, für die wir auch an dieser Stelle herzlich danken möchten. Wir haben ganz den Eindruck, als wären die Tonbandfreunde eine große Familie - und dieser Familie wünschen wir noch für lange Zeit viel Freude mit MAGNETOPHON-Band BASF.
Soweit unsere Tonbandfreunde es wünschten, schicken wir ihnen die Mitteilungen regelmäßig zu. Außerdem werden die Hefte weiter den Kassetten für das 350m-Standardband bzw. für 515m-Langspielband beigelegt. Wer auf diese Weise ein Heft doppelt bekommt, kann es einem Freund weitergeben, der vielleicht auch bald ein Tonbandfreund (Anmerkug : oder besser ein Kunde ???) sein wird.
Den Fachhändlern empfehlen wir, die zusätzlichen Verkaufschancen, die das Tonbandgeschäft mit sich bringt, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit durch die Verteilung der Mitteilungen an die Kunden zu nutzen. Im übrigen weisen wir noch einmal auf die Möglichkeit hin, diese Druckschrift und weiteres Informationsmaterial über MAGNETOPHON-Band BASF direkt bei der Werbeabteilung der BASF anzufordern.
MAGNETOPHON-Band BASF im Blickpunkt der Öffentlichkeit
Die Große Deutsche Rundfunk-, Fernseh- und Phono-Ausstellung in Düsseldorf bot den Tonbandfreunden unter den 450.000 Besuchern viel, den Tonbandfreunden von morgen vor allem neue Geräte zu weiter erniedrigten Preisen.
Der BASF-Stand war so sachlich, wie es einem großen Chemiewerk zukommt, so farbig, wie sich eine der größten Farbenfabriken präsentieren muß, so modern wie das Tonband selbst. Darstellungen der roten Schwenkkassette prägten sich ein, die Anwendungsmöglichkeiten wurden viel beachtet und das MAGNETOPHON-Band-Vorführgerät war wieder ein Hauptschlager.
Der schwäbische Humorist Willy Reichert ermunterte die zahlreichen Zuhörer, es ihm gleichzutun und ihre Stimme selbst zu hören vom MAGNETOPHON-Band BASF. Die Wünsche unserer Tonbandfreunde und Fachhändler wurden - wie sich das auf einem solchen Stand gehört - über MAGNETOPHON-Band BASF an die Zentrale nach Ludwigshafen weitergeleitet.
Fast zur gleichen Zeit waren wir auf der Schweizerischen Radio- und Fernseh-Ausstellung im Kongreßhaus Zürich vertreten. Hier schnitt MAGNETOPHON-Band BASF ebenfalls sehr gut ab. Ähnlich war es während der Ausstellung „Salon de la Radio" in Brüssel und auch in Amsterdam, wo ein MAGNETOPHON-Band-Vorführgerät während der Firato-Ausstellung auf dem Stand der N. V. Connector zu sehen und zu hören war.
Zum Bild :
MAGNETOPHON-Band BASF in Düsseldorf .
.... in Zürich .... .... und in Amsterdam
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(Der Quellen-Hinweis auf den nächsten Artikel :)
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages veröffentlichen wir die deutsche Übersetzung eines Aufsatzes von Hille Kleinstra aus der holländischen Zeitschrift „Foto", Ausgabe August 1955.
Revolution?
In seinem „Rundfunkbrief aus New York" gab Max Jak sensationelle Neuigkeiten bekannt, die übrigens auch wieder nicht ganz so unerwartet kommen. Das Sensationelle war jedoch die Ankündigung, daß es innerhalb eines Jahres soweit sein soll: dann wird man nämlich beim Film (sowohl im Kino wie auch beim Amateur) ausschließlich mit Band arbeiten und hierauf nicht nur den Ton, sondern auch das Bild (sogar farbig) festlegen. Unmittelbar nach der Aufnahme kann man bereits projizieren.
Das Band saust mit 180 inches/sec. durch Kamera und Projektor, und dennoch sind die Kosten niedrig. Max Jak war ehedem Orchesterleiter von Tuschinsky. Er wird somit allerhand auf dem Gebiet des Filmes gesehen haben. Aber wird er recht behalten: innerhalb eines Jahres...?
MAGNETOPHON-Band BASF
Der Bericht von Max Tak dürfte also mit Vorsicht zu genießen sein. Dennoch hat diese Geschichte unser Interesse für magnetische Tonbänder noch vergrößert. Wir haben in dieser Spalte bereits verschiedene Fabrikate besprochen. Es scheint uns zweckmäßig, die Reihe noch fortzusetzen und diesmal die BASF-Bänder zu nennen. Die Entwicklung des Tonbandes geht schnell. Was gestern neu und gut war, ist morgen bereits veraltet und durch etwas Besseres ersetzt.
So ist das MAGNETOPHON-Band der BASF aus dem Typ LGH entwickelt worden. Die Änderungen waren erforderlich, weil die Bandgeschwindigkeit allmählich herunter bis auf 19cm/sec. und 9,5 cm/sec. gesenkt wurde.
Die Bandhersteller bekamen daher automatisch die Auflage, dafür zu sorgen, daß ihre Bänder Frequenzen bis zu 10.00 Hertz bei einer derart niedrigen Geschwindigkeit wiedergeben können.
Bis vor kurzem wurde so etwas für unmöglich erklärt: heutzutage ist es etwas ganz Normales. Auch die mechanischen Eigenschaften des Bandes müssen unglaubliche Forderungen erfüllen können.
(und wieder kommt "ein wenig" Eigenlob)
Ausgesprochen bei den niedrigen Geschwindigkeiten darf sich das Band unter dem Einfluß von Trockenheit oder Feuchtigkeit überhaupt nicht verändern, und bei scharfem Knicken darf das Material weder reißen noch brechen. Die Oberfläche muß so glatt wie möglich sein, damit die kostbaren Magnetköpfe nicht lengsam, aber sicher abgeschliffen werden.
Neben dem normalen Band ("Standardband") von 0,055mm Dicke hat man ein weiteres Band mit einer Dicke von nur 0,038mm hergestellt. Die mechanische Festigkeit ist hier etwas geringer, aber immer noch sehr reichlich bemessen. Der große Vorteil ist, daß somit eine Spule ca. 50% mehr Band fassen kann. Dieses Band kommt als "Langspielband" in den Handel, mit praktisch den gleichen Eigenschaften wie das "Standardband". In der Praxis haben uns beide Bandarten außerordentlich gut gefallen. Die praktische und immer sehr kritische Probe, wie sich Klavierspiel aufnehmen und wiedergeben läßt, hat das BASF-Band Typ LGS mit sehr gutem Erfolg bestanden.
Tonband-Diktator
Dies ist Herr Tomforde von unserer Verkaufsabteilung L. „L", das steht für „Landwirtschaft" und bedeutet, daß sich diese Verkaufsabteilung mit dem Vertrieb der von der BASF hergestellten Düngemittel und Pflanzenschutzmittel befaßt. Im Auftrage der BASF reiste Herr Tomforde in einem halben Jahr 72.000km. Ein Tonband dieser Länge würde fast zweimal den Erdball umspannen. Nur
einige Stationen: USA, Hawaii, Japan, Korea, Siam, Indonesien, Australien, Neuseeland, Südafrika und Ägypten. Jeden Abend diktierte Herr Tomforde seine Reiseberichte auf MAGNETOPHON-Band BASF. Als Tonbandbrief kamen sie bei der Ludwigshafener Zentrale an, "wo" sie sofort ausgewertet wurden. Herr Tomforde meint heute, daß er ohne die Möglichkeit, auf Tonband zu diktieren und sich die Arbeit dadurch zu erleichtern, die Reisestrapazen wohl kaum ertragen hätte.
Pfadfinder finden den Pfad zum Tonband
Eine Gruppe im „Bund Deutscher Pfadfinder" veranstaltete Pfingsten ein „Steppenlager", von dem ein Tonfilm aufgenommen werden sollte. Die Stromzuführung zum Lager hätte jedoch fast DM 1000,- gekostet, und das war den Pfadfindern bei allem Idealismus zuviel. Also machten die Jungen Farbaufnahmen, die sie mit Hilfe des Tonbands vertonten. Genau so verfuhr man mit den Farbdias, die von einer Griechenlandreise und einer Fahrt in die Sahara mitgebracht wurden. Und noch etwas: die Angehörigen dieser Pfadfindergruppe korrespondieren nach Möglichkeit nur per Tonbandbrief. Uns scheint, als seien die Pfadfinder auch hier auf dem richtigen Pfad.
PERLON - in Bild und Ton
Verkaufen ist eine hohe Kunst, und so nimmt es nicht wunder, daß kleine Einzelhandelsunternehmen wie große Kaufhauskonzerne bemüht sind, ihre Verkäufer darin zu schulen. Eine neue Methode, aus den USA nach Deutschland gekommen, ist die Tonbildschau. Farbige Diapositive stehen 10-15 Sekunden, und dazu liefert MAGNETOPHON-Band BASF die Erläuterungen. Während Filmbilder in rascher Folge wechseln, werden diese Diapositive mit gutem Grund zwei- bis dreimal wiederholt. So prägen sie sich ein, eine Verkäuferin lernt spielend leicht; sie erkennt eigene Fehler und wird sie fortan vermeiden. Der PERLON-Warenzeichenverband e.V., Frankfurt am Main, verwendet die Tonbildschau zur Unterrichtung des Verkaufspersonals im Einzelhandel über PERLON. Viele Fragen werden beantwortet: über Waschen, Bügeln, Trocknen und Selbstschneidern und sogar über die warenzeichenrechtliche Lage von PERLON.
Die Verkäufer lernen, wie sie sich bei sogenannten „schwierigen Kunden" verhalten sollen. Den Vorteil haben letzten Endes die Käufer. Sie werden besser beraten und haben darum mehr Freude an PERLON. Nebenbei: PERLON wird aus Caprolactam hergestellt, und Caprolactam ist eines der vielen tausend BASF-Erzeugnisse für einen schöneren Alltag von Millionen Menschen .... genau so wie MAGNETOPHON-Band BASF.
Sprechstundenhilfe ohne Häubchen
In der Arztpraxis ist es nichts Neues, bei Röntgenaufnahmen in verdunkelten Räumen oder beim Abhören von Lunge und Herz die Befundberichte auf Tonband zu sprechen. Jetzt kann man mit einem neu entwickelten Elektro-Stethoskop Herztöne und andere Geräusche in tausendfacher Verstärkung hören. Mit Hilfe dieses Stethoskops lassen sich bestimmte Erkrankungen früher erkennen. Die Geräusche können auf Tonband festgehalten werden; verschiedene Bandaufnahmen bieten ausgezeichnete Möglichkeiten, den Verlauf der Krankheit genau zu verfolgen.
„Fidelio" frei Haus
Im Herbst wurde die neue Wiener Staatsoper mit den glanzvollen Aufführungen von „Fidelio" und „Don Giovanni" eröffnet. Opernfreunde aus allen Ländern der Erde waren nach Wien gekommen.
Arturo Toscanini, der berühmte Dirigent, mußte allerdings zu Hause bleiben, da ihm der Arzt die weite Reise verboten hatte.
Aber Toscanini erlebte die "Fidelio"-Premiere nachträglich: sie war eigens für ihn auf Tonband mitgeschnitten worden.
Rundfunk ändert Bandgeschwindigkeit
Bekanntlich senden die Rundfunkstationen den weitaus größten Teil ihrer Programme vom Tonband. Auch die deutschen Sender verfügen über umfangreiche Bandarchive. Bisher war es dort üblich, für Aufnahme und Wiedergabe Geräte mit 76cm/sec. Bandgeschwindigkeit zu verwenden. Die Fortschritte in der Magnettontechnik - naturgetreue Wiedergabe auch bei geringeren Bandgeschwindigkeiten durch Vervollkommnung der Geräte und der Tonbänder - veranlaßt die deutschen Rundfunkstationen jetzt, die Bandgeschwindigkeit auf 38cm/sec. herabzusetzen. Diese Umstellung bedingt zwar die Anschaffung neuer Geräte und das Umspielen aller bereits vorhandenen Bänder, der wirtschaftliche Vorteil für die Rundfunkstationen liegt jedoch in dem um die Hälfte verminderten Bandverbrauch.
Die BASF entwickelte ein MAGNETOPHON-Band für Geräte mit 38cm/sec. Laufgeschwindigkeit, das den speziellen Normen des Rundfunks entspricht. Es wird nur an Sender und Tonstudios geliefert, ist aber nicht zum Gebrauch auf Heimtongeräten bestimmt.
- Anmerkung : Die Agfa nimmt natürlich auch die gleichen einmaligen Entwicklungsanstrengungen und Sonderleistungen für sich in Anspruch und behauptet frech - genau wie hier die BASF - , daß nur sie das neue Band für die 38cm/s Geschwindigkeit entwickelt hätten und daß darum alle Rundfunkanstalten jetzt auf AGFA Band umschwenken (würden). So war das damals, als vergleichende Werbung noch verboten war. Man machte eben das durch die Hintertür.
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„Hier spricht Columbus!"
Was würde man sagen, hörte man heute die Stimme des Columbus oder des alten Ritters Pigafetta, Reiseschriftsteller von Magellan, der als erster die Erde umsegelte. Aber Dr. Veiten aus Bad Kreuznach gelingt es offenbar, Tote auferstehen zu lassen - mit Hilfe von MAGNETOPHON-Band BASF. Beispielsweise läßt er bei einem Vortrag über einen Reisebericht aus dem 16. Jahrhundert die Stellen, welche er wörtlich im Stil jener Zeit zitiert haben möchte, vorher von einer anderen Stimme auf Tonband sprechen. Die Zuhörer bekommen einen Eindruck, als spräche der zitierte Berichter selbst. Dadurch wird der Vortrag anschaulicher und abwechslungsreicher. Der Laie staunt - aber der Fachmann wundert sich durchaus nicht mehr.
„Wurzacher Rundfunkstation" in voller Aktion
Dem Tonband erschließt sich ein besonders weites Gebiet in der Schule. Als vorbildlich mag hier die Arbeit gelten, die von den Patres eines bekannten Ordens an ihrer Schule in Bad Wurzach geleistet wird. Einen uns übersandten Erfahrungsbericht können wir leider nur auszugsweise wiedergeben.
Unsere Schule besuchen etwas über 300 Schüler. Das Tonbandgerät wird vor allem im Deutsch- und Französisch- Unterricht eingesetzt. Für die Schüler ist es sehr heilsam, ihren Vortrag und ihre Aussprache zu hören. Das Gerät wird auch erfolgreich in der Feier- und Freizeitgestaltung verwendet. - Es ist beispielsweise ein regnerischer Tag, doch da kann man auch nicht nur Trübsal blasen. Die Interessenten kommen also in den Spielsaal. Lieder werden gesungen, Witze erzählt und schließlich wird ein Stegreifspiel versucht. Die Rollen werden verteilt und nach 5 Minuten geheimer Spielbesprechung geht es los. Voll Spannung warten nachher alle auf die Wiedergabe ihrer Leistungen durch das Tonbandgerät. Die Freude und das Gelächter sind groß. Nebenbei kann der Lehrer schon kleine Hinweise über das Sprechen und den Vortrag geben .....
- Den Rest ersparen wir uns, da werden nur noch die Seiten gefüllt, weil es sonst - im Moment - nichts Berichtenswertes gab.
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Wie kopiert man Tonband-Aufnahmen?
Mancher Tonbandfreund hat bei Freunden oder Bekannten eine Tonbandaufnahme gehört, die er gern in sein Archiv aufnehmen wollte. Das zu bewerkstelligen ist nicht schwierig, man muß die Aufnahme nur auf ein eigenes Band „überspielen", wie die Fachleute sagen.
Dazu braucht man zwei Geräte, eines mit der Abspielgeschwindigkeit des zu überspielenden Bandes und außerdem das eigene, dessen Bandgeschwindigkeit die gleiche oder geringer sein soll, möglichst aber nicht höher. Die hochohmige Ausgangsbuchse (z. B. 800mV und 20kOhm) des Geräts mit dem zu überspielenden Band verbindet man mit dem Schallplatten-Eingang des eigenen Geräts (z. B. 100mV und 2MOhm).
Man verwendet dabei am besten kapazitätsarme Kabel, da sonst die hohen Frequenzen beim Überspielen verloren gehen. Die zur Verfügung stehende Ausgangsspannung (z. B. 800mV) soll größer als die notwendige Eingangsspannung (z. B. 100mV) des eigenen Geräts sein, damit man das Band sicher voll aussteuern kann. Ebenso soll der Eingangswiderstand des Geräts (z. B. 2MOhm), auf dessen Band überspielt wird, größer als der Ausgangswiderstand (z. B. 20kOhm) des anderen Geräts sein.
Dann sucht man in Stellung „Wiedergabe" mit dem ersten Gerät die lauteste Stelle der Aufnahme heraus, schaltet das zweite Gerät auf „Aufnahme" und regelt dessen Aussteuerungsregler so ein, daß die lauteste Stelle der Aufnahme den Aussteuerungsanzeiger gerade voll zur Anzeige bringt. Man braucht jetzt nur noch beide Geräte zurückzuspulen, dann kann in Stellung „Wiedergabe" beim Abspielgerät, in Stellung „Aufnahme" beim Aufnahmegerät das Überspielen der Aufzeichnung vor sich gehen.
Das war der Inhalt von Heft 6 (aus 1956)
Die Texte kan man belächeln, alleine die Bilder (kommen noch) sind für uns interessant.