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Heft 6 • Dezember 1971 • 8. Jahrgang

Die TED Telefunken Bildplatte wird weiter (immer noch) hochgejubelt, trotz des veralteten Systems der mechanischen Abtastung und nur 5 Minuten Spieldauer. Das Telefunken Marketing hat (wie bei der PAL Einführung in 1962/65) noch einmal glänzend funktioniert. Keiner wagte sich, irgend eine und noch so vage Kritik anzubringen. Wie wir heute in 2017 wissen, war es eine der teuersten Bauchlandungen in der Fernsehtechnik und sicher auch einer der Sargnägel für AEG-Telefunken - der Konkurs kam unaufhaltsam Ende der 1980er Jahre.
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Ein Wort zuvor ...

Als Weltpremiere des Fortschritts wurde auf der diesjährigen Berliner Funkausstellung die Präsentation eines neuen Video-Systems gefeiert: der Bildplatte in Farbe.

Mit der redaktionellen Gestaltung dieses Heftes wollen wir der historischen Bedeutung dieses, in der Geschichte der Unterhaltungselektronik Maßstäbe setzenden Ereignisses gerecht werden.

Deshalb haben wir das Hauptgewicht aller Beiträge auf dieses neue Massenmedium gelegt. Mit dieser Dokumentation am Schluß des achten Jahrgangs dieser Zeitschrift soll gleichzeitig angezeigt werden, was uns im nächsten Jahr neben der Magnetbandtechnik in dieser Zeitschrift ebenfalls in verstärktem Maße beschäftigen wird: das audiovisuelle Zeitalter.

Wer, wenn nicht der technisch versierte Tonbandamateur, wird schließlich die Voraussetzungen für eine private kreative Nutzung des neuartigen Massenmediums mitbringen? Video-Geräte der Konsumklasse werden beim heutigen Stand der Technik nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. Daher wollen wir schon heute unsere Leser mit den technischen Eigenschaften und den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten solcher Geräte vertraut machen. Mit dem zukunftweisenden Blick in eine neue, audio-visuelle Freizeit möchten wir alle guten Wünsche für ein interessantes und anregendes Tonband-Jahr 1972 verbinden.

Sie lesen ...

Seite 2
Thema Nr. 1 dieses Heftes ist, wie bereits gesagt, das neue Video-System Bildplatte. Für den eiligen Leser geben wir zunächst, auf eine Seite komprimiert, einen Überblick über die wichtigsten technischen Daten.

Seite 3
Die „historische Bedeutung" und Entstehungsgeschichte der Bildplatte schildern wir in unserem ersten Beitrag, der über die rein audio-visuelle Anwendung der Bildplatte auch deren Verwendung als Audiofolie hervorhebt.

Seite 7
Zur Technologie der Bildplatte lassen wir in den beiden nächsten Beiträgen zwei der vier Erfinder zu Wort kommen. Horst Redlich gibt eine ausführliche Beschreibung des Informationsträgers.

Seite 10
Gerhard Dickopp setzt sich im zweiten technologischen Beitrag mit der Wiedergabetechnik der Bildplatte auseinander und beschreibt dabei unter anderem die Merkmale der Druckabtastung.

Seite 14
Künstlicher Nachhall ist beim heutigen Stand der Aufnahmetechnik ein unentbehrlicher Faktor im Studiobetrieb. Die AKG hat ein neues Studio-Hallgerät entwickelt, dessen technische Konzeption so außerordentlich interessant ist, daß wir diese Neuentwicklung unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.

Seite 22
Zwei eigens für unsere Reihe „Die Tonband-Szene" geschriebene
Fünfminuten-Hörspiele stellen wir in diesem Heft von Ingeborg Drewitz vor. Allen „Hörspielproduzenten" seien gerade diese, technisch wenig anspruchsvollen Szenen besonders empfohlen.

Seite 26
Über neue Tonband-Literatur, ein Tonbandseminar in Neustadt an der Weinstraße, bespielte Com-pact-Cassetten und neue Tonbänder der 3M-Company informiert Sie schließlich unser Magazin.
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Die ganzen eigentlich themenfremden Bildplatten-Artikel sind auf eigene Seiten ausgegliedert

Auch der Artikel über die AKG- "Hallplatte" ist ausgegliedert

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Aus der Welt des Tonbands...
Die Zukunftsaussichten der Magnetspeicherung

Wir schreiben 1971. Wie sieht es mit der Zukunft der magnetischen Speichertechnik aus? Diese Frage stellt sich, wenn man die Diskussionen über neue Methoden, Systeme, Prinzipien usw. verfolgt. Wird die Magnettechnik ihre Bedeutung für die Informationsspeicherung behalten oder wird es konkurrierende Methoden geben, die sie ersetzen werden?

Wir sollten 3 Bereiche unterscheiden

Für die Beantwortung ist hier zu unterscheiden zwischen dem

  1. Tonbandgebiet, dem
  2. Videobandgebiet und dem
  3. Gebiet der Datenspeicherung für Computer.

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(1) Auf dem Tonbandgebiet gibt es keinerlei Anzeichen für das Auftauchen einer rivalisierenden anderen Speichermethode. Es besteht zwar das Bedürfnis, immer mehr Spielzeit auf immer kleineren Raum unterzubringen, es existiert aber kein Zwang, immer schnellere Vorgänge zu speichern, solange das menschliche Ohr mit seinem festliegenden Frequenzbereich dem Menschen als Empfangsstation für Musik und Sprache dient.

(2) Auf dem Gebiet der Heim-Fernseh-Technik stehen verschiedene Systeme im Wettbewerb. Die wichtigsten Konkurrenzverfahren zur Magnetaufzeichnung benutzen 8mm- und Spezial-Filme oder auch die Hologrammtechnik. Allen diesen Konkurrenzverfahren ist gemeinsam, daß der Amateur mit ihnen keine eigenen Aufzeichnungen machen kann. Sie eignen sich nur für das Abspielen kommerziell vorfabrizierter Bild- und Tonkonserven.

Hier muß es sich erst noch erweisen, ob diese Konkurrenz dem Magnetbandverfahren, mit dem der Amateur selbst Fernsehsendungen aufzeichnen kann, gefährlich wird.

Etwas größere Chancen muß man der auf diesem Gebiet neu vorgestellten sogenannten Bildplatte geben, die aber auch keine eigenen Aufzeichnungen zuläßt.
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Ausblick auf die Datenspeicherung für Computer (1971)

(3) Auf dem Gebiet der Datenspeicherung für Computer liegen die Dinge etwas anders. Hier besteht ein zwingendes Bedürfnis, nicht nur möglichst viele Informationen auf möglichst kleinem Raum zu speichern, sondern diese auch möglichst schnell aufzeichnen und bei wahlfreiem Zugriff möglichst schnell lesen zu können. Die Forderung nach größerer Speicherkapazität hat dazu geführt, daß in den letzten zwanzig Jahren die Kapazität großer Informationsspeicher verhundertfacht wurde. Dieser Trend verstärkt sich noch.

Weil die zu verarbeitenden Datenmengen von Jahr zu Jahr rapid steigen, ist eine immer schnellere Verarbeitung zwingend notwendig. Es läßt sich schon jetzt absehen, daß man auf diesem Wege bald an der physikalischen Barriere, die durch die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts gesetzt ist, angelangt und aufgehalten sein wird.

Man untersucht zur Zeit in vielen Laboratorien der Welt, ob andere Methoden geeignet sind, die magnetische Speichermethode wenigstens auf Teilgebieten zu ersetzen und zu verdrängen.

Zu diesen Methoden gehört zum Beispiel die Informationsspeicherung auf Mikrofilmen, in Hologrammen oder sogar mit Hilfe von Molekülumlagerungen oder chemischen Reaktionen.

Fast 45 Jahre später sind wir viel schlauer geworden

Nach allem, das heute bekannt ist, stellt keine dieser Methoden für die überschaubaren nächsten Jahre eine ernste, auf breiter Linie die magnetische Speichermethode bedrohende Konkurrenz dar.

Man darf daher erwarten, daß die magnetische Speichertechnik auch für die nächste Zukunft die Hauptmethode für die Informationsspeicherung bleiben wird, zumal ihre Methoden noch lange nicht ausgeschöpft sind. Für Spezialzwecke in der Computer- und Videotechnik stellt zum Beispiel die BASF metallisierte Aluminiumplatten mit homogenen magnetisierbaren Cobalt-Nickel-Schichten her, ein Schritt zu noch höheren Speicherdichten mit noch dünneren Magnetschichten.

Die Entwicklung auf dem Gebiet der magnetischen Speicherung geht also weiter. Alte Techniken werden verbessert, neue tauchen auf, gewinnen manchmal erstaunlich rasch an Bedeutung und eröffnen vorher nicht erwartete neue Anwendungsmöglichkeiten. Die Magnetspeicherhersteller haben also allen Grund, die Zukunft positiv zu sehen. H. Thurn im Herbst 1971.

MAGAZIN
Musik-Cassetten klettern schneller nach oben

Eine Produktionssteigerung von 20,3 Prozent meldet die deutsche Schallplattenindustrie für das erste Halbjahr 1971 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Die hergestellte Stückzahl: 55,1 Millionen Platten. 1970 wurden insgesamt 104,8 Millionen Schallplatten produziert (davon 20 Millionen für den Export). Im Vergleich zu 1969 war das eine Steigerung von 10,6 Prozent.

Bei bespielten Compact-Cassetten - auch Musik-Cassetten genannt - brachte das erste Halbjahr 1971 mit 2,4 Millionen eine Steigerung von 60 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im ganzen Jahr 1970 wurden mit 3,56 Millionen Stück 103,4 Prozent mehr hergestellt als 1969.

Obgleich die Steigerungsquote bei den bespielten Cassetten ungleich höher liegt als bei den Schallplatten, besteht also noch keine Gefahr, daß die Cassette die Platte einholt. Behält die Cassette jedoch diese Steigerungsquote - und nichts spricht bislang dagegen -, dann ist das nur eine Frage der Zeit.

Interessanter ist es vielleicht, daß die obigen Zahlen beweisen, daß die bespielten Cassetten den Fortschritt der Schallplatten bislang nicht bremsten. Sie haben sich offensichtlich zu einem sehr großen Teil einen eigenen Markt eröffnet. Die Plattenfirmen setzen inzwischen auf beide Pferde. Man kann viele Produktionen inzwischen auf Schallplatten oder wahlweise auf Compact-Cassetten bekommen. Immerhin gibt es bereits Voraussagen von Fachleuten der Branche in der Richtung, daß die bespielten Cassetten in 8 - 10 Jahren etwa 50 Prozent des gesamten Musikmarktes ausmachen werden.

MAGAZIN
BASF mit 545 Musik-Titeln

Schon nach wenigen Monaten wurde die Grenze überschritten: Im Frühjahr dieses Jahres begann die BASF mit dem Verkauf bespielter Compact-Cassetten und Schallplatten in der Bundesrepublik. Inzwischen hat sich dieser Verkauf auf Österreich, die Schweiz und Frankreich ausgedehnt. Und demnächst dürfte die BASF-Musik weitere Grenzen überschreiten.

Der Bundesverband der phonographischen Wirtschaft gibt den gegenwärtigen Umfang des Musikmarktes in der Bundesrepublik allein bei Schallplatten mit 700 Millionen DM an.

1970 wurden 104,8 Millionen Schallplatten (davon 20 Millionen für den Export) hergestellt. Dabei führt die 30cm-LP mit 55,8 Millionen Stück (9,2 Prozent mehr als 1969) vor der Single-Platte mit 49 Millionen Stück (20,9 Prozent mehr als 1969).

Die größte Steigerung konnte - wie überall in der Welt - im U-Bereich (Tanz/ Unterhaltungsmusik) registriert werden. Das gilt sowohl für LP's als auch für Singles. Der Klassik-Anteil stagnierte jedoch ebenfalls nicht. Er stieg 1970 auf 6 Millionen LP's (3,5 Prozent mehr als 1969).

Geradezu explosionsartig entwickelt sich der Markt für bespielte Compact-Cassetten. 1969 wurden in der BRD etwa 1,75 Millionen Stück hergestellt (davon etwa 50 Prozent für den Export), 1970 waren es mit 3,56 Millionen Stück bereits mehr als doppelt soviel. Fachleute der Branche rechnen für 1971 nicht nur mit einer weiteren Verdoppelung, sondern auch damit, daß bespielte Cassetten in 5 bis 8 Jahren bereits etwa 50 Prozent des gesamten Musikmarktes ausmachen können. Schon heute ist klar zu erkennen, daß sich das Verhältnis im Verkauf von unbespielten zu bespielten Cassetten mehr und mehr zugunsten der bespielten Cassetten verschiebt.

Den gesamten westeuropäischen Musikmarkt schätzt man auf über 2,9 Milliarden DM. Der französische Markt entspricht in der Größe ungefähr dem deutschen, der italienische ist nur halb so groß, der englische liegt um 1/4 über dem deutschen. Das ist in großen Zügen der Markt, um den es geht.

Die BASF bietet gegenwärtig (August 1971) 545 Titel an. Davon sind 357 LP's, 64 Singles und 124 Musik-Cassetten. Natürlich wäre es unmöglich gewesen, ein solch großes Angebot in wenigen Monaten nur mit einer eigenen Musikproduktion auf die Beine zu stellen.

Es konnten jedoch mit einer Reihe weiterer Musikproduktionen Verträge geschlossen werden, die Erzeugnisse dieser Firmen fortan geschlossen unter der BASF-Marke auf den Markt zu bringen.

Dazu gehören vor allem MPS/Villingen mit einem weltweit anerkannten Jazz-Repertoire der Spitzenklasse und Harmonia Mundi/Freiburg mit einem Spezial-Repertoire ernster Musik, das zu den interessantesten und am meisten ausgezeichneten der Welt zählt. Dazu gehören aber auch Cornet/Lövenich und Polyband/ München (für Musik-Cassetten), die das Musikangebot der BASF besonders mit Pop und Unterhaltung bereichern.

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